Anhand des kürzlich zu Ende gegangenen Genfer Automobilsalons mit seinen über 100 Europa- und Weltpremieren wurde wieder einmal eindrucksvoll deutlich, wie sehr sich heutige Fahrzeuge in Größe, Ausstattung, Design und Motorisierung unterscheiden. Da ist für jeden genau das Richtige dabei, sollte man meinen. Sicher haben auch Sie sich bei Ihrem letzten Autokauf für das Fahrzeug entschieden (unter Berücksichtigung des Finanzierungsspielraums, versteht sich), welches genau Ihren Anforderungen entspricht. Aber mal ganz ehrlich: Ist es nicht doch für den täglichen Weg zur Arbeit ein wenig (oder sogar um ein Vielfaches) überdimensioniert, für Familienurlaub oder Großeinkauf zu klein, für den Wochenendtrip auf der Autobahn zu langsam? Und wer wünscht sich nicht im Sommer manchmal ein Cabrio, aber verflucht dieses im Winter? Das passende Auto kann man also nicht besitzen. Genauer gesagt besitzt man eigentlich ein Fahrzeug, welches in den meisten Fällen nicht passt. Wäre es da nicht ideal, für jede Gelegenheit das passende Auto aus der Hosentasche ziehen zu können?
Genau diese Idee verfolgt das Konzept »Car in the Pocket«. Car in the Pocket ist ein Car-Sharing-Konzept, bei dem die Kunden selbst genau bestimmen, mit welchem Fahrzeug und welchen Fahreigenschaften sie auf ihre nächste Fahrt aufbrechen wollen. Ansatzpunkt hierfür ist die enge Vernetzung von Fahrzeugen und Smartphones. Das Smartphone übernimmt dabei Funktionen eines externen Bordcomputers und konfiguriert das Fahrzeug nach Kundenwunsch. Zwei Kernpunkte machen dabei den großen Unterschied zu bisherigen Car-Sharing Systemen aus: Sämtliche Funktionalitäten, von der Reservierung bis zur Abrechnung, werden über das Smartphone abgewickelt. Der Nutzer kann das gewählte Fahrzeug per Handy nach seinen Bedürfnissen individualisieren und zum Beispiel personalisierbare Anzeigen (Tacho, Navigation, Radio), aber auch Spiegel-, Sitz- und Fahrwerkseinstellungen vorab auswählen und einstellen.
Die Inanspruchnahme einer Mobilitätsdienstleistung könnte dann in etwa so aussehen: Aus einem breiten Angebot unterschiedlicher Fahrzeuge wählen Sie das für Ihre Bedürfnisse passende auf Ihrem Smartphone aus und reservieren es direkt. Später lassen Sie sich bequem zu diesem Fahrzeug navigieren (zu Fuß in der Innenstadt, oder auch am Zielbahnhof Ihrer Bahnreise), drücken den Schlüsselbutton auf Ihrem Handy und die Autotür öffnet prompt. Bevor Sie losfahren, werden Ihre persönlichen Einstellungen übertragen und der Fahrersitz fährt in die gewohnte Sitzposition. Auch Tachoanzeige und Navigationsgerät auf dem Multifunktionsdisplay erscheinen wie von Ihnen voreingestellt und das Radio spielt Ihre Lieblingsmusik. Nach Fahrtende können Sie die entstandenen Kosten direkt anzeigen lassen, bevor Sie Ihr Auto – pardon Handy – zurück in die Hosentasche stecken.
Zu unrealistisch? Vieles spricht dafür, dass der zukünftige Wandel zum elektromobilen Verkehr nicht durch ein bloßes Ersetzen des bestehenden Antriebsstrangs vollzogen werden kann. Zu unterschiedlich sind die technischen Anforderungen und Möglichkeiten von Elektro- und Verbrennungsmotor. Das Auto wird also in gewissen Grenzen neu erfunden werden, und gleichzeitig muss sich das Mobilitätsverhalten seiner Nutzer ändern. Denn selbst wenn über Nacht alle Fahrzeuge einen Elektromotor hätten, gäbe es weiterhin verstopfte Innenstädte und Staus auf den Autobahnen. Alternativen zum Besitz-Fahrzeug, wie heutige Car-Sharing Konzepte, werden häufig als zu kompliziert, unbequem und unzuverlässig wahrgenommen. »Car in the Pocket« leistet einen Beitrag dazu, dass individuelle Mobilität jederzeit bedarfsgerecht und zuverlässig zur Verfügung steht. Eben wie ein Auto in der Hosentasche.
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Kategorien: Future Mobility
Tags: E-Mobility, Mobility Innovation