Elektromobilität ist keine Technik, sondern ein neues Paradigma für die Art, wie wir uns in Zukunft fortbewegen, Städte planen oder unsere Energieversorgung sicher stellen werden. Aktuelle Debatten zur Elektromobilität greifen daher oftmals viel zu kurz: Es reicht nicht aus, nur über Reichweiten, Stecker oder Batterieleistungen nachzudenken, vielmehr müssen wir Elektromobilität aus den Entwicklungszentren buchstäblich auf die Straße bringen. Neben der technologischen Seite muss sich die Forschung heute zunehmend auch der Anwendung widmen, denn letztendlich ist es immer der Endverbraucher, der über den Erfolg oder Misserfolg einer neuen Technologie entschiedet.
Die zweite Welle der Forschung: Elektromobilität im Real-Life-Test
Wie jede bahnbrechende Technologie wird sich auch die Elektromobilität zunächst in Nischen beweisen müssen, bevor sie ihr Potenzial flächendeckend entfalten kann. Ein gemeinsamer Flottenversuch unseres Schwesterinstituts IAT von der Universität Stuttgart und der Stadt Ludwigsburg, zielt genau darauf ab:
Unter dem Motto »Ludwigsburg elektrisiert« haben die Mitarbeiter der Stadtverwaltung Ludwigsburg bis Ende Juni 2011 die Möglichkeit Elektrofahrzeuge im praktischen Einsatz zu testen. Seit dem 17. Februar 2011 rollt daher eine einzigartige Flotte unterschiedlichster Elektrofahrzeuge über die Straßen der Stadt. Zum Einsatz kommen drei Mitsubishi i-MiEV, ein Citroen Berlingo, fünf verschiedene Elektroroller, fünf Pedelecs und zwei Segways.
Im Projekt, das vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung BMVBS im Rahmen der »Modellregion Elektromobilität Region Stuttgart« aus Mitteln des Konjunkturpakets II gefördert wird, sollen viele Fragen geklärt werden: Wie kann der Mobilitätsbedarf einer Stadtverwaltung mit Elektrofahrzeugen gedeckt werden? Wie werden die Fahrzeuge von den Mitarbeitern angenommen? Welche Probleme und Lösungen ergeben sich im praktischen Einsatz der Fahrzeuge?
Wenn Forscher von den Anwendern lernen
Nach langen Grundlagendiskussionen und technischer Entwicklungsarbeit sind Elektrofahrzeuge unterschiedlichster Klassen heute für jedermann verfügbar. Durch den praktischen Einsatz im Ludwigsburger Flottenversuch ändert sich somit auch die Qualität unserer Arbeit, denn hier wird in erster Linie die Anwendung und nicht nur die Technologie erforscht. Durch den Dialog mit den Fahrern und den Einsatz von Elektromobilen in vielen verschiedenen realen Anwendungsszenarien wird unsere Forschung regelrecht interaktiv. Wir als Wissenschaftler können so theoretisches Wissen mit praktischer Erfahrung kombinieren, um optimale Mobilitätslösungen für die Fahrzeugflotten der Zukunft zu entwickeln. Die Stadt Ludwigsburg erhält durch unseren Flottenversuch Anregungen für ein maßgeschneidertes E-Mobilitätskonzept und könnte nach der Vorreiterrolle in der Forschung auch zum Betreiber eines umfangreichen und effizienten E-Fuhrparks werden.
Nach Ablauf der Projektlaufzeit in Ludwigsburg sollen auch andere Kommunen und Unternehmen von diesem Erfahrungsschatz profitieren. Im Rahmen des Programms www.elektromobilisiert.de bietet das Fraunhofer IAO Hilfe bei der Umstellung des Fuhrparks auf Elektrofahrzeuge, angefangen mit einer Analyse der bestehenden Fahrzeugflotten, über die Entwicklung eines persönlichen Elektromobilitätsszenarios bis hin zum Probelauf mit den Fahrzeugen unseres Instituts und im letzten Schritt einer bedarfsgerechten Beschaffung eigener Fahrzeuge.
2011 sind Elektrofahrzeuge endlich auf der Straße angekommen. Vielleicht auch bald in Ihrem Fuhrpark…
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Kategorien: Future Mobility, Stadtentwicklung
Tags: E-Mobility, Elektromobilität, Fucar, Mobilität, Mobility Innovation, Verkehr