First-Science-KIT: IAO-Blogreihe zum Corona Krisenmanagement
First-Science-KIT: Blogreihe zum Corona Krisenmanagement
Die Coronakrise fordert von uns allen ganz neue Herangehensweisen und Lösungen im beruflichen Miteinander. Das Fraunhofer IAO hat deshalb eine Blogreihe gestartet, mit der wir schnell anwendbare Praxistipps weitergeben, gut funktionierende Beispiele vorstellen und Lösungswege während und aus der Krise aufzeigen wollen.

Selten war Teamgeist so wichtig wie heute – und selten war es so schwierig, diesen Geist der Zusammenarbeit über Distanz und unter den herausfordernden Verhältnissen im Home Office aufrecht zu erhalten. Teamarbeit muss sich den neuen Bedingungen im Krisenmodus anpassen. Wie kann es gelingen, den guten Teamgeist aufrechtzuerhalten?

Ressourcen virtuell gezielt einsetzen und Resilienz stärken: die Erfolgsfaktoren

1. Humor

Kollektiver Humor, also ein humorvolles Miteinander im Team, dient als Stressventil und ist eine wichtige Bewältigungsstrategie, um mit Frustration oder Verärgerung umzugehen. Auf duden.de wird Humor u.a. als die »Fähigkeit und Bereitschaft, auf bestimmte Dinge heiter und gelassen zu reagieren« beschrieben. Humor stärkt allerdings nicht nur die Resilienz (die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen), sondern fördert auch den Aufbau von positiven, zwischenmenschlichen Beziehungen. Abgesehen davon, dass Lachen Konfliktsituationen entschärft, ist es auch der Gesundheit zuträglich – insbesondere in Corona-Zeiten kein unwichtiger Aspekt. Teams sollten deshalb nicht davor zurückschrecken, auch über digitale Kanäle miteinander zu scherzen. Dies gelingt beispielsweise durch das Aufrechterhalten von informellen Gesprächen durch spontanes Telefonieren oder Chat-Kanäle, die explizit für das Teilen von emotionalen, positiven sowie negativen Erfahrungen, witzigen Videos etc. bestimmt sind. An alle, die sich bisher immer gefragt haben, was eigentlich diese ganzen Emojis und GIFs sollen: Tatsächlich helfen diese, Emotionen auszudrücken und miteinander zu teilen – insbesondere Personen, die sich in Isolation befinden, wissen diese Funktion sehr zu schätzen.

2. Gegenseitige Unterstützung

In Krisensituationen ist es wichtiger denn je, sich gegenseitig zu unterstützen und sich als ein Team zu verstehen, ganz nach dem Motto: eine/r für alle – alle für eine/n. Gerade in der jetzigen Situation, in der viele Beschäftigten gleichzeitig ihre Kinder betreuen müssen, sollten Teams reflektieren, ob Aufgaben umverteilt werden können, um individuell stark ausgelastete Personen etwas entlasten und bestmöglich unterstützen zu können. Das Teilen von Erfolgsstories, neu Gelerntem, Fehlern, spannenden Artikeln oder dem eigenen Umgang mit Herausforderungen fördert eine Fehlerkultur, den informellen Wissenstransfer und ein Gemeinschaftsgefühl. Darüber hinaus ist es hilfreich, zu vereinbaren, wann die einzelnen Teammitglieder verfügbar sind, um spontane Kommunikation und Hilfsbereitschaft zu ermöglichen.

3. Regelmäßiger intensiver Austausch

Auch virtuell sollte ein regelmäßiger und intensiver Austausch stattfinden. Routinen können zum einen Struktur bei der selbstdisziplinierten Arbeit im Home Office geben und einen einheitlichen Kenntnisstand fördern, zum anderen aber auch das Teamgefühl positiv beeinflussen. Darüber hinaus strahlen Routinen Sicherheit und Verlässlichkeit aus, deren Bedeutung in Krisenzeiten nicht zu unterschätzen ist. Dabei könnte es auch zur Routine werden, sich regelmäßig konstruktiv und wertschätzend Feedback zu geben, gemeinsam aus den neuen Situationen zu lernen und sich somit als Team weiterzuentwickeln und resilienter aufzustellen. Auch Visions- und Zielprozesse sollten in der virtuellen Zusammenarbeit fortgesetzt werden und in die Austauschformate integriert werden. Gerade in Krisensituationen sollten sich alle Teammitglieder der gemeinsamen Ziele als verbindende Vision bewusst sein.

Auch die gemeinsamen Teamaktivitäten sollten virtuell fortgesetzt werden. Beispielsweise kann man sich als Team auch in der digitalen Welt zum Mittagessen, gemeinsamen Yoga-Sesions, Wein-Tastings, After-Work-Drinks oder Quiznights treffen.

4. Geteilte Erfahrungen

Regelmäßiger intensiver Austausch führt auch zu gemeinsamen Erfahrungen. Gerade bei virtueller Zusammenarbeit nimmt Vertrauen eine besondere Rolle ein. Vielen fällt es leichter, Verhaltensweisen von anderen Teammitgliedern zu antizipieren sowie zu interpretieren, wenn sie diese Person persönlich kennen oder zumindest auf eine lange und fruchtbare Zusammenarbeit zurückgreifen können. Beispielsweise könnten alle Teamglieder täglich reihum einen 15-minütigen Input zu ihrer Expertise, Stärken, Spezialgebieten aus anderen Kontexten, Projektarbeiten etc. geben. Teammitglieder, die sich bereits gut kennen, könnten wiederum Input zu ihrem Spezialwissen geben, von dem bisher niemand anderes aus dem Team wusste, z. B. wie man Nasenwärmer strickt.

Natürlich tragen die Maßnahmen aus Punkt 3 (s. o.) ebenfalls stark dazu bei, gemeinsame Erfahrungen zu machen und sich besser kennenzulernen.

Niemand von uns hatte eine Blaupause für das Corona-Krisenmanagement in der Schublade, als die Pandemie weltweit zuschlug. Umso wichtiger ist es, sich gemeinsam auf die neue Situation einzulassen, sie proaktiv zu gestalten, dabei Fehler zu erlauben, um als Team daraus zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Die außergewöhnliche Situation stellt auch für Teams einen Stresstest zur Stärkung der Teamresilienz dar. Natürlich schafft sie Irritationen, natürlich haben Teams Reibungsverluste, wenn bestehende Routinen quasi über Nacht wegfallen. Aber diese Herausforderung könnte auch eine Lernerfahrung für Teams sein, die es langfristig stabiler, effektiver und resilienter macht. In diesen Zeiten zeigt sich, wer wirklich Teamspirit beweist und wo sich Teams noch weiter verbessern müssen.

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Roda Müller-Wieland

Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fraunhofer Center for Responsible Research and Innovation. Roda forscht in Berlin zur Arbeit und Führung der Zukunft. Besondere Interessen: Transformations- und Innovationsprozesse.

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Kategorien: New Work / Connected Work
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