Die vielfältigen Herausforderungen der Zukunft der Mobilität treiben Gesellschaft, Politik und Wissenschaft um. Zum Start der nationalen Plattform Zukunft der Mobilität (NPM) kamen am 26. September 2018 erstmals die Mitglieder des Lenkungskreises zur konstituierenden Sitzung im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur zusammen. In die Plattformarbeiten eingebunden ist Prof. Oliver Riedel, Institutsleiter am Fraunhofer IAO. Im Interview erläutert er die Ziele und Aufgaben der neuen Plattform.

Herr Prof. Riedel, die Zukunft der Mobilität stellt Gesellschaft, Politik und Wissenschaft vor riesige Herausforderungen. Wie will die neue Plattform Zukunft der Mobilität Lösungen für eine nachhaltige, bezahlbare und klimafreundliche Mobilität entwickeln?

Die Plattform Zukunft der Mobilität (NPM) kann als eine logische Weiterentwicklung der Nationalen Plattform Elektromobilität (NPE) verstanden werden. Neben dem Thema alternative Antriebe und Kraftstoffe adressiert die Plattform zentrale Aspekte zukünftiger Mobilität von der Sektorenkopplung über die Digitalisierung bis hin zu Standort, Normungs- und Standardisierungsaspekten. Somit wird über einen ganzheitlichen und akteursübergreifenden Ansatz ein Bezugsrahmen für die Entwicklung und Implementierung von Mobilitätsinnovationen, die sowohl klimaverträglich als auch wirtschaftlich tragfähig sind, geschaffen. Das Thema Mobilität wird dadurch als ganzheitliches System behandelt.

Was steckt in aller Kürze hinter dem langen Titel Ihrer Arbeitsgruppe »Sicherung des Mobilitäts- u. Produktionsstandortes (Beschäftigung), Bildung und Qualifizierung, Batteriezellproduktion, Rohstoffe und Recycling«?

In der Arbeitsgruppe soll insbesondere der Standort Deutschland fit für die Anforderungen, die neue Mobilitätslösungen mit sich bringen, gemacht werden. Hierbei müssen Aspekte innerhalb des gesamten Produktlebenszykluses betrachtet und bewertet werden, angefangen von der Entwicklung über die Herstellung und Nutzung bis hin zum Recycling. Als Beispiele können der Einsatz neuer Rohstoffe (bspw. Metalle der Seltenen Erden) in Komponenten des elektrischen Antriebsstrangs oder die Auswirkungen neuer Komponenten, Services und Dienstleistungen auf die Beschäftigungsstrukturen in Deutschland genannt werden.

Im Lenkungskreis NPM finden sich Vertreterinnen und Vertreter der Ressorts, der Länder und Kommunen sowie Wirtschafts-, Verkehrs- und Umweltverbände und der Gewerkschaften. Welche Synergien erhoffen Sie sich durch diese Konstellation und welche Rolle spielt das Fraunhofer IAO als Forschungsorganisation dabei?

Wir stehen großen Herausforderungen wie bspw. der Einhaltung der geforderten CO2-Ziele gegenüber. Dabei ist die Erreichung dieser Ziele dringend notwendig, um ein langfristig tragfähiges und von der Gesellschaft akzeptiertes Mobilitätssystem zu schaffen. Darüber hinaus müssen die am Standort Deutschland entwickelten und hergestellten Produkte bzw. angebotenen Dienstleistungen den Anforderungen internationaler Märkte gerecht werden und sich wie auch in der Vergangenheit durch Innovationskraft und Lösungsorientierung auszeichnen, sodass wir den geschaffenen Wohlstand im Land halten. Eine akteursübergreifende Zusammenarbeit wird dabei der Schlüssel zum Erfolg darstellen, bei der das Fraunhofer IAO durch aktuelle interdisziplinäre Forschungserkenntnisse die Ableitung von Handlungsempfehlungen und -maßnahmen unterstützen wird.

Das Fraunhofer IAO kooperiert eng mit den Instituten der Universität Stuttgart ISW und IAT – welche Vorteiler ergeben sich aus dieser Verbundenheit?

Durch die enge Zusammenarbeit mit den beiden Instituten der Universität Stuttgart kann die Grundlagenforschung mit der angewandten Forschung verzahnt werden. Hieraus lassen sich belastbare und wissenschaftlich fundierte Konzepte mit den Anforderungen der Industrie koppeln und umsetzen.

Welche persönlichen Wünsche und Hoffnungen verbinden Sie mit der Teilnahme in diesem Kreis?

Für das System und die Gesellschaft als Ganzes wünsche ich mir eine rasche, aber langfristig tragfähige Gestaltung eines Lösungsraums für die Mobilität von morgen. Und das muss neben Produkten, Services und Dienstleistungen vor allem auch den Menschen berücksichtigen, der in diesem System Nutzer und Produzent zugleich ist.

Wann rechnen Sie mit ersten Ergebnissen aus der NPM und wie werden diese kommuniziert?

Zusammen mit den Vertretern der Wirtschaft setze ich mich dafür ein, dass es in wenigen Monaten die ersten Empfehlungen für Politik und Wirtschaft gibt, die dann im Laufe der Projektarbeit weiter detailliert werden. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass andere Kultur- und Wirtschafträume hier kräftig »Gas geben« haben wir keine Zeit für lange theoretische Exkurse. Und kommunizieren werden wir die Ergebnisse »ad hoc« und auf allen verfügbaren Kanälen.

Herr Prof. Riedel wir, die Blog-Redaktion danken Ihnen für das Gespräch.

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