Das große Wort mit »D« ist in aller Munde. Kunden schreien danach und Zulieferer wehren sich. Bedeutet Digitalisierung »nur« die Möglichkeit, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln oder ist es ein Wandel, dem wir uns fügen müssen? Unabhängig davon, ob Sie mit Digitalisierung Ihre eigenen Abläufe verbessern (möchten) oder die Prozesstechnologien dazu liefern (müssen), spüren Sie in Ihrer Entwicklungsabteilung den Druck der steigenden Individualisierung und der kürzeren Durchlaufzeiten. Wo und wie soll man sich aber in diesen Wandel einreihen, um nichts zu verpassen?
Wenn wir Ihnen etwas aus unserer 20jährigen Erfahrung mit Produktlebenszyklusmanagement (PLM) erzählen können, dann ist es Folgendes: Sie haben die digitalisierte Produktentwicklung nicht zu fürchten (und können nebenbei geschätzte 90 Prozent Ihrer Effizienzprobleme lösen), wenn Sie drei Prinzipien beachten.
1. Finden Sie Ihren Platz im digitalen Wandel und sichern Sie sich Ihr Stück vom Kuchen!
Eigentlich ist Digitalisierung kein Kuchen, von dem man etwas abbekommen kann, oder gar einer, den man essen muss. Die Welt verändert sich und wir versuchen mit unseren vorhandenen Ressourcen immer neu erscheinende Chancen zu nutzen. Aber bei unserer Einstellung zum digitalen Wandel kämpft die einzelne Instanz am CAD-System bis hin zur Geschäftsführung mit den klassischen Denkfehlern: festgefahrene Gewohnheiten, Endowment-Effekt und Sunk Cost Fallacy. Die möglichen Fallen sind zahllos. Hier gilt »Develop the running System!«. Auch ein neu implementiertes System muss stetig weiterentwickelt und angepasst werden. Stimmen die Annahmen noch, die Sie vor zwei Jahren getroffen haben? Ihnen bleibt immer noch die Entscheidung, je nachdem, wo Sie sich im Wettbewerb sehen: Sie können Innovator, Fast Follower oder später Einsteiger sein, der das Ganze erst einmal auf sich zukommen lässt. Ich sage nicht, dass Sie sofort AutoCAD, Kanban Cards und CNC-Maschinen abschaffen sollen. Wichtig ist aber, dass Ihr Unternehmen eine gewisse Agilität behält, Chancen zu erkennen und sie für sich zu nutzen.
Wenn wir verstanden haben, dass wir in Bewegung bleiben müssen, dann ist der Rest Geschmackssache. Wenn Sie der sicherheitsorientierte Typ sind, dann machen Sie mit der Analyse von Zukunftsszenarien Ihre Strategie robust. Wenn Sie ein Macher sind, dann nehmen Sie die unbefleckten, weißen Felder des Markts mit einer Roadmap Stück für Stück auseinander.
2. Erkennen Sie genau, wie Ihr Unternehmen lebt!
Es bringt nichts, Prozesstechnologien – so modern und mächtig sie auch sind – auf Biegen und Brechen einzuführen, wenn kein wirklicher Nutzen entsteht. Noch weniger rentiert es sich, wenn diese neuen Technologien gar nicht genutzt werden. Vorgaben zu Prozessabläufen und genutzter IT sollten sich nach den Gegebenheiten Ihres Unternehmens richten. Wie hoch ist der Anteil der Neuproduktentwicklung? Wo und wie entsteht Ihre Innovation? Smart ist nicht gleich smart. Geben Sie Ihren Ingenieurinnen und Ingenieuren Zeit, Stift und Papier oder 2D-CAD, wenn das dazu führt, dass sie neue und bessere Produkte entwickeln.
Sobald Sie verstanden haben, wie Ihr Unternehmen tickt und Sie Vorgaben gestaltet haben, müssen diese umgesetzt werden. Ein wichtiger Erfolgsfaktor bei der Einführung neuer IT ist, die Nutzer mitzunehmen und diesen die Vorteile des neuen Systems deutlich zu machen. Auch hier gilt zu erkennen, was die Bedingungen sind. Wo Kompetenzen fehlen, helfen Schulungen. Wenn das Programm zu lange lädt, investieren Sie in ein neues Dutzend Glasfaserkabel. Prof. Dr. Erwin Wagner, Professor für Organisation und Bildung an der Universität Hildesheim, sagte uns einmal, man könne ein System nur als Ganzes einem Wandel unterziehen. Hierfür müsse man die nötigen Bedingungen schaffen. Direkte Änderungen an einzelnen Instanzen seien nicht möglich.
3. Gestalten Sie Ihre IT-Landschaft, aber richtig!
Das klassische Vorgehen bei der Auswahl von IT-Systemen ist, zuerst eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung mit Investition und Amortisierung durchzuführen. Anhand dieser Analyse entscheidet sich die Geschäftsführung unter Beachtung der Risiken, Vor- und Nachteile für oder gegen eine Investition.
Wenn die IT-Landschaft Ihres Unternehmens auf diese Weise entsteht, führt das zwangsläufig zu Unordnung, Insel-Lösungen und fehlender Durchgängigkeit. Lassen Sie einen wahren IT-Kenner ans Ruder, der Konsistenz, Kohärenz und Redundanz bewertet, oder zumindest jemanden, der das System versteht, die betroffenen Abteilungen kennt und die wichtigsten Folgen der Einführung einschätzen kann. Auch wenn die Entscheidung am Anfang teurer ist, sparen Sie viel Geld, wenn Ihnen unnötige Anpassungen und zusätzlich Programmierung von Plug-Ins erspart bleiben. Denn wenn die Gestaltung der IT-Landschaft in einem Top-down-Approach nicht alle Prozesse und Auswirkungen betrachtet, was hat dieser Ansatz dann für einen Nutzen?
Nächster Schritt: Austausch mit Gleichgesinnten
Heute ist es besonders wichtig, Leute zu suchen, die das Gleiche wollen wie man selbst, Leute, die etwas zu sagen haben, ein entsprechendes Image haben und zweckbezogen zusammenkommen, weil es einfach schneller geht. Mit dem Forum »PLM in der Digitalen Transformation« am 11. Juli 2017 in Stuttgart wollen wir Ihnen eine praxisorientierte Plattform zum Austausch bieten. Treffen Sie Unternehmen, die sich in Ihrer Lage befinden, PLM Professionals, die gelernt haben ihre IT zu managen, Experten, die wissen, wie man IT in der Produktentwicklung gestaltet und Innovatoren, die den digitalen Wandel erfolgreich für sich gestaltet haben.
Leselinks:
- Leistungsangebot »Strategisches FuE- und Technologiemanagement
- Praxisstudie Roadmapping
- Buchtipp: Die Kunst des klaren Denkens von Rolf Dobelli
Kategorien: Advanced Systems Engineering (ASE), Digitalisierung, Innovation
Tags: F&E-Management, FuE-Management, Industrie 4.0, Innovationsmanagement