Wie Personalentwicklungen der Weiterbildungsfalle begegnen können
Gefragt ist ein Lernansatz, mit dem Personalentwicklungen der Gleichzeitigkeit von quantitativem, qualitativem und Veränderlichkeitsanspruch im Lernen begegnen können. Ein Lösungsansatz kann darin gesehen werden, das betriebliche Lernen nach dem Vorbild der Ansätze zum agilen Management von Softwareentwicklungsprojekten zu gestalten. Diese haben sich längst im VUCA*-Umfeld bewährt. Der bekannteste Ansatz nennt sich »Scrum« und stellt letztlich ein Rahmenmodell dar, das das Zusammenwirken der Akteure, ihre Rollen, den Prozess sowie die Instrumente der Zusammenarbeit beschreibt. So gelingt es, Verantwortung dezentral auf mehrere Akteure zu verteilen, die gemeinsam schnell bedarfsorientiert agieren können. Die Qualität der Zusammenarbeit und der Outcomes sind dabei über den vorgegebenen Rahmen abgesichert.
Übertragen auf die Kompetenzentwicklung ist es dann die Aufgabe der Personalentwicklung, ein Rahmenmodell für ein dezentral verantwortetes Lernen bereitzustellen und zu pflegen, das den arbeitsprozessorientierten Kompetenzerwerb unterstützt, sowie Rahmenbedingungen zu schaffen, die ein solches Lernen fördern.
Dem neuen Lernbedarf mit agilem Sprintlernen begegnen
Im Rahmen des BMBF-geförderten Verbundvorhabens »in MEDIAS res« entwickelt und erprobt das Fraunhofer IAO einen derartigen Ansatz – gemeinsam mit den Partnern ZNL TransferZentrum für Neurowissenschaften und Lernen, Andreas Stihl AG & Co. KG, BBBank eG, eXXcellent solutions GmbH und Marvecs GmbH. Ganz grob sieht der an Scrum stark angelehnte Lernansatz, den wir »Sprintlernen« nennen, wie folgt aus:
- Der »Kunde«, z. B. ein Bereichsleiter, hat in seinem Bereich einen Bedarf zum Aufbau bestimmter Kompetenzen – und gibt den Kompetenzaufbau in Auftrag,
- der »Product Owner«, der sich fachlich auskennt und das Kundenanliegen vertritt, schreibt Lernaufgaben zum Kompetenzaufbau,
- der »Sprintbegleiter«, eine Art Lerncoach, prüft die Qualität der Lernaufgaben.
- Zum Start des Lernens erläutert der Product Owner dem »Lernteam« den Lernauftrag,
- im anschließenden »Planning« plant das Lernteam, methodisch unterstützt durch den Sprintbegleiter, welche Lernaufgaben es mittels welcher Lernmethoden im Rahmen des ersten »Lernsprints« (erste Lernschleife) abarbeiten (bzw. lernen) will.
- Es folgt das selbstgesteuerte Lernen des Lernteams im ersten Lernsprint, der meist wenige Tage oder Wochen dauert und parallel zur Arbeit durchgeführt wird.
- Auf den Lernsprint folgt der »Sprintwechsel«, mit dem »Review«, in dem das Lernteam dem Product Owner vorstellt, welche Kompetenzen die Teammitglieder jeweils erworben haben, mit der »Retrospektive«, in der das Lernteam mit Unterstützung durch den Sprintbegleiter seinen Lernprozess reflektiert und einem neuen Planning für den nächsten Lernsprint.
- Es folgen weitere Lernsprints und Sprintwechsel, bis alle Lernaufgaben erfüllt sind und die Lernenden alle benötigten Kompetenzen zur Zufriedenheit des Kunden erworben haben.
Erste Erprobungen zeigen, dass diese neue Lernform sehr gut funktioniert und positiv aufgenommen wird. Es gelingt, rasch unter dezentraler Verantwortung ein bedarfsorientiertes Lernangebot aufzusetzen, mit dem die Lernenden Handlungskompetenz für eine selbstverantwortete und situationsangepasste Mediennutzung im Arbeitsalltag erwerben.
Falls Sie mehr über das Sprintlernen erfahren möchten, dann besuchen Sie uns im Juni auf dem Scrum Day in Filderstadt bei Stuttgart.
*VUCA = volatility, uncertainty, complexity, and ambiguity
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Kategorien: New Work / Connected Work
Tags: Digitalisierung, inMEDIASres, Sprintlernen