Dienstreisen in Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen werden heute anders gedacht als noch vor wenigen Jahren. Der eigene Fuhrpark stößt oft an Kapazitätsgrenzen, gleichzeitig müssen immer strengere Nachhaltigkeits- und Budgetziele erfüllt werden. Wie es gelingen kann, durch digitale Plattformen wie Adapt2Move externe Mobilitätsangebote effizient in bestehende Systeme zu integrieren, zeigt ein Praxisbeispiel.

Das Landratsamt Böblingen stand vor der Herausforderung, den eigenen Fuhrpark mit knapp 80 Poolfahrzeugen bedarfsgerecht zu organisieren und gleichzeitig Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit umzusetzen. Es ging dabei vor allem um die sinnvolle Reaktion auf regelmäßige Lastspitzen an bestimmten Tagen der Woche, an denen der eigene Fuhrpark an seine Kapazitätsgrenzen stieß. Gleichzeitig sollten langfristig Kosten reduziert und neue Wege für eine klimafreundlichere Mobilitätsstrategie erschlossen werden.

Adapt2Move – Mobilitätslösung aus der Forschung für die Praxis

Bereits seit 2012 wird am Anwendungszentrum KEIM des Fraunhofer IAO an Softwarelösungen zur Förderung nachhaltiger betrieblicher Mobilität geforscht. Im Forschungsprojekt Eco Fleet Services wurde ein Mobilitätsmarktplatz entwickelt, der externe Mobilitätsangebote wie CarSharing, Mietwagen oder BikeSharing zentral bündelt und für Unternehmen zugänglich macht. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen entstand das Spin-off Adapt2Move. Die Plattform erlaubt es, verschiedenste Mobilitätsdienstleister über eine standardisierte Schnittstelle in bestehende Unternehmenssoftware zu integrieren. Dadurch können alternative Mobilitätsangebote ohne großen Integrationsaufwand in bekannte Prozesse eingebettet werden.

Smartes Modellprojekt: Landratsamt Böblingen

In Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer IAO und Adapt2Move wurde die bestehende Fuhrparksoftware so erweitert, dass externe CarSharing-Angebote direkt darüber genutzt werden können. Parallel dazu wurde gemeinsam mit dem Carsharing-Anbieter Stadtmobil Stuttgart eine neue Station auf dem Gelände des Landratsamts eingerichtet. Mitarbeitende können die Fahrzeuge – darunter auch Elektrofahrzeuge – über das bestehende Buchungssystem reservieren, ohne sich mit neuen Tools oder Prozessen vertraut machen zu müssen.

»Die Integration von externen Mobilitätsangeboten ermöglicht uns deutlich mehr Flexibilität bei der Umsetzung unserer Mobilitäts- und Nachhaltigkeitsstrategie.«
Roland Bernhard, Landrat des Landkreises Böblingen

Das System erlaubt es dem Landratsamt, den eigenen Fuhrpark auf das notwendige Maß zu reduzieren, dabei aber flexibel auf Spitzenlasten zu reagieren. Gleichzeitig wird durch den Zugang zu weiteren emissionsfreien Fahrzeugen die Elektrifizierungsstrategie unterstützt ohne sofort eigene weitere Elektrofahrzeuge beschaffen zu müssen.

Abbildung 1: Exemplarische Darstellung von aktuellen Mobilitätsoptionen am Unternehmensstandort. Die Daten sind flexibel in eigene Software integrierbar, um Mitarbeitenden die verschiedenen Mobilitätsoptionen sichtbar zu machen. (Quelle: Adapt2Move)

Abbildung 1: Exemplarische Darstellung von aktuellen Mobilitätsoptionen am Unternehmensstandort. Die Daten sind flexibel in eigene Software integrierbar, um Mitarbeitenden die verschiedenen Mobilitätsoptionen sichtbar zu machen. (Quelle: Adapt2Move)

Vorteile für alle Beteiligten

Die Zusammenarbeit bringt dem Landratsamt und dem Mobilitätsanbieter Stadtmobil Stuttgart klare Vorteile: Die Behörde kann seine internen Ressourcen besser auslasten kann und muss keine neuen Softwarelösungen einführen. Ihr Partner Stadtmobil Stuttgart kann über die Integration in die Software nun auch weitere neue Unternehmenskunden direkt ansprechen und bedienen. Die Anbindung über Adapt2Move erlaubt Stadtmobil Stuttgart so eine schnelle Erweiterung des eigenen Angebots in neuen Kundensegmenten. Zudem können auch Privatkunden die neue Carsharing Station nutzen, wenn die Fahrzeuge gerade nicht dienstlich genutzt werden. Diese Aufteilung ergänzt sich sehr gut, wenn insbesondere am Wochenende die Fahrzeuge von Unternehmenskunden nur selten genutzt werden. So entstehen zusätzliche Erlösmodelle für den Anbieter und eine verbesserte Auslastung über alle Wochentage hinweg.

Ausblick – Mobilität skalierbar und integrationsfrei denken

Das Landratsamt Böblingen hat mit Adapt2Move die Möglichkeit, sukzessive weitere Anbieter einzubinden und den eigenen Mitarbeitenden zusätzliche Angebote zur Verfügung zu stellen. Neue Anbieter lassen sich schnell ergänzen, ohne dass auf Seiten des Landratsamts oder des Softwareanbieters Implementierungsaufwände entstehen. Alle neuen Mobilitätsoptionen werden direkt und nahtlos in das bestehende System eingespielt. Damit schafft sich die Verwaltung ein skalierbares, flexibles Mobilitätssystem, das sich an neue Anforderungen anpassen lässt – von CO₂-Bilanzen bis hin zu sich wandelnden gesetzlichen Rahmenbedingungen.

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Stefan Schick

Stefan Schick ist Projektleiter am Anwendungszentrum KEIM, dem Kompetenzzentrum für energetische und informationstechnische Mobilitätsschnittstellen. Dort arbeitet er an der Art, wie wir uns zukünftig fortbewegen. Seine Devise: Nicht meckern, lieber machen!

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Kategorien: Digitalisierung, Future Mobility, Nachhaltigkeit
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