Rohstoffe wie Öl, Erz oder nutzbarer Boden sind endlich und werden uns in naher Zukunft nicht mehr wie gewohnt zur Verfügung stehen. Die Knappheit an physischen Ressourcen lässt sich mit konkreten Studien und Zahlen belegen und berechnen – bei der wichtigsten Ressource im rohstoffarmen Deutschland, der Kopfarbeit, also der Erzeugung von geistigen Gütern und Leistungen, tappen wir hingegen weitgehend im Dunkeln, obwohl der Anteil der Kopf- und Wissensarbeitenden stetig steigt, ihre Bedeutung für die Wirtschaft ebenso. Sie sind für viele Unternehmen die eigentliche Schlüsselressource im Innovation getriebenen Weltmarkt und angesichts des »War for Talents«. Sie entscheiden über zukünftige unternehmerische Erfolge und doch stellen sie für Wirtschaft und Wissenschaft als systematisches Forschungsfeld eine Black Box dar. Die zentralen Fragen zum WIE, z.B. wie arbeiten Kopfarbeitende heute und wie wollen sie eigentlich arbeiten? bleiben bislang noch unbeantwortet.

KAI Fraunhofer: Die Vermessung der Kopfarbeitswelt
Bisher grenzen Aussagen über die Gestaltung der Kopfarbeit oder die Wissensarbeit weitgehend an Wahrsagerei. Die Effektivität der Kopfarbeitsplätze, die Vereinbarkeit mit den realen Bedürfnissen der begehrten Kopfarbeiter ist weitgehend unerforscht. Es gibt keine umfassenden Studien dazu, erfasst werden immer nur Teilbereiche oder Einzelgruppen. Mit dem KOPFARBEIT-INDEX (KAI) will ein interdisziplinäres Forscherteam des Fraunhofer IAO jetzt erstmals eine umfassende messbare Systematik zur Erforschung der Kopfarbeit in Deutschland vorlegen.

Das KAI-Modell: Reality Check für die Wissensgesellschaft
Der KAI-Index erfasst die Arbeitswirklichkeit der heutigen und zukünftigen Kopfarbeitenden in Betrieben, an Hochschulen und weiteren relevanten Institutionen und stellt sie der Bedürfnislage und den Erwartungen gegenüber. In der Umfrage durchleuchten wir die zentralen Gestaltungsfelder der Kopfarbeit und fragen nach, welchen Arbeitsanforderungen sich die Kopfarbeitenden heute stellen müssen: Wird tatsächlich so viel Mobilität, Flexibilität, Selbstmanagement etc. erwartet, wie behauptet?

Ergänzend dazu wollen wir wissen, wie weitreichend die Kopfarbeitenden mit den entscheidenden Ressourcen ausgestattet sind: Mit Freiräumen wie Zeithoheit und Entscheidungszugeständnis; mit Vertrauen und Fehlertoleranz; mit Beratung und Unterstützung.

Aus den gewonnen Daten wird der KAI-Index-Wert ermittelt, der anhand einer konkreten, vergleichbaren Zahl Auskunft darüber gibt, wie stressauslösend, gesundheitsgefährdend und demotivierend die Arbeit einzelner Kopfarbeitender ist – oder, umgekehrt, wie befriedigend, gesundheits- und entwicklungsfördernd.

Die Aussagen zur Ist-Situation werden im Weiteren mit den Aussagen zu den als erforderlich angesehen Anforderungen und der benötigten Ressourcenbereitstellung gegenüber gestellt. So lässt sich konkret messen, in welchem Maße die Arbeitssituationen der Kopfarbeitenden Zufriedenheit und Bindung fördern – oder zerstören. Unternehmen und Institutionen erhalten damit konkrete Hinweise, welche Bedingungen verändert werden müssen, um den aktuellen und zukünftigen Kopfarbeitenden dauerhaft zufrieden stellende Arbeitsplätze zu bieten und die Loyalität dieser »Entscheider kraft Intellekt und Wissen« dauerhaft zu sichern.

Call for KAI: Umfrage-Start im April 2013
Im April 2013 starten wir mit den KAI-Umfragen: Unternehmen und Hochschulen, Kopfarbeitende und Studierende können sich beteiligen und erhalten als erste eine systematische Bewertung ihrer Kopfarbeitsplätze und viele Möglichkeiten zur Verbesserung. Sprechen Sie uns an, wenn Sie ein Interesse haben, die Arbeitsplätze für »Ihre Kopfarbeitenden« und die High Potentials an den Hochschulen so attraktiv und effektiv wie möglich zu gestalten.

Gabriele Korge

Forscht zu Organisationsentwicklung, beruflichem Lernen und Kompetenzmanagement. Leitet die Arbeiten zur innovativen Lernform »agiles Sprintlernen«. »Die Idee zum agilen Sprintlernen hatte ich, als ich ein IT-Unternehmen dabei unterstützte, agiler zu werden: Agiles Lernen als ideale Ergänzung zu den bewährten Bildungsmaßnahmen, deren Qualitätssicherung und professionelle Lernbegleitung ich sehr schätze, an denen ich aber zunehmend die Flexibilität und Praxisnähe des informellen Lernens vermisse.«

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