Das klassische Mantra der Gründungstugenden scheint nicht mehr auszureichen, wenn es um komplexe Geschäftsmodelle geht. Bei Gründungen im Hightech-Bereich oder beim Technologietransfer aus der Forschung wird eine Teameigenschaft zum entscheidenden Faktor, die bislang wenig beachtet wurde: Die Vielfalt und Interdisziplinarität der Teammitglieder.

Mut, Pioniergeist, Experimentierfreude und Leidenschaft gelten als Kardinaltugenden von Start-Up-Persönlichkeiten. Doch gerade wenn Innovationen und Geschäftsmodelle besonders anspruchsvoll sind, scheint eine andere Eigenschaft zum entscheidenden Erfolgsfaktor zu werden, wie sich bei unserem Forschungsprojekt »Wissensdreieck« herausstellte. Denn diese Gründungen über die Grenzen von Organisationen und Disziplinen hinweg erfordern meist eine große Bandbreite an Kompetenzen und Fähigkeiten. Der Schlüssel zu gesteigerter Innovationskraft und Erfolgswahrscheinlichkeit von Gründungsvorhaben liegt deshalb in der Interdisziplinarität von Teams und in der Orchestrierung der Zusammenarbeit: Je vollständiger das Portfolio an Kompetenzen, desto wahrscheinlicher ist auch ein erfolgreicher gemeinsamer Prototyp.

Wie man ein Star-Gründungsteam entwickelt

Im vom BMBF geförderten Projekt »Wissensdreieck« kamen gründungsinteressierte Personen aus der Betriebswirtswirtschaft, dem Design und den Sozial- sowie Naturwissenschaften zusammen, um gemeinsam Märkte zu definieren und diese mit neuen Technologien zu adressieren. Interdisziplinär arbeiteten die neu gebildeten Teams über insgesamt 4 Monate an unterschiedlichen technologiebasierten Gründungskonzepten. Essenzieller Grundstein der interdisziplinären Zusammenarbeit bildete dabei ein umfangreiches Teambuilding-Coaching. Dieses ermöglichte die Entwicklung eines gemeinsamen Verständnisses über Sprachebenen und Disziplingrenzen hinweg. Obwohl dieser Verständigungsprozess zu Beginn der Projekte hohes zeitliches Engagement verlangte, zahlte es sich am Ende aus: Teams, die die notwendige Zeit in Teambuilding zu Anfang investierten, arbeiteten im weiteren Projektverlauf effizienter und erfolgreicher als andere Teams.

Warum Interdisziplinarität ein Erfolgsgarant ist

Die Ergebnisse des Projekts »Wissensdreieck« zeigten jedoch noch mehr Vorteile von Interdisziplinarität hinsichtlich Gründungsvorhaben.

Perspektiven- und Expertisen-Vielfalt…

  • ermöglicht es, breitere Zusammenhänge und Anwendungsfelder von Technologien zu verstehen und somit bedarfsorientierte Geschäftsmodelle aufzudecken.
  • erleichtert den Aufbau breiter professioneller Netzwerke.
  • fördert eine klare Kommunikation, weil sich die Teammitglieder unterschiedlicher Disziplinen etwaiger Missverständnisse bewusst werden und eine gemeinsame Sprache entwickeln.
  • führt zu einer klaren Aufgabenverteilung und zu einem ausgeprägten Verantwortungs- und Selbstbewusstsein mit hoher persönlicher Identifikation, da jedes Mitglied Expertise für einen bestimmten Bereich einbringt.
  • erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Ideen umgesetzt werden, da alle nötigen Kompetenzen vorhanden sind und die Idee von verschiedenen Perspektiven auf die Probe gestellt wird.

Wie einem der Einstieg in das interdisziplinäre Innovieren gelingt

Um die Potenziale interdisziplinärer Kompetenzen in Gründungsteams zu nutzen, müssen nicht nur unterschiedliche Fachdisziplinen zusammengebracht, sondern vor allem deren Interaktion strukturiert gestaltet und koordiniert werden. Die Kunst liegt darin, die jeweiligen Methoden und das spezifische Wissen sowie Problemlöseverhalten verschiedener Fachdisziplinen symbiotisch miteinander zu verknüpfen.

Mit dem Projekt »Wissensdreieck« entstand ein evaluiertes, themenunabhängiges, Vorgehensmodell, das sowohl für Ausgründungen als auch für das interdisziplinäre Arbeiten mit Partnern oder innerhalb des Unternehmens eingesetzt werden kann. Es ermöglicht die zielorientierte Nutzung interdisziplinärer Kompetenzen in Gründungsteams und die nachhaltige Gestaltung von technologiebasierten Ausgründungen. Die komplette Methodik kann auf www.wissensdreieck.de heruntergeladen werden. Gerne unterstützen wir Sie bei der Entwicklung eines organisationsspezifischen Gründungsförderprogramms und bei der Gestaltung erfolgreicher Organisationsstrukturen.

Roda Müller-Wieland

Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fraunhofer Center for Responsible Research and Innovation. Roda forscht in Berlin zur Arbeit und Führung der Zukunft. Besondere Interessen: Transformations- und Innovationsprozesse.

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