First-Science-KIT: IAO-Blogreihe zum Corona Krisenmanagement
First-Science-KIT: Blogreihe zum Corona Krisenmanagement
Die Coronakrise fordert von uns allen ganz neue Herangehensweisen und Lösungen im beruflichen Miteinander. Das Fraunhofer IAO hat deshalb eine Blogreihe gestartet, mit der wir schnell anwendbare Praxistipps weitergeben, gut funktionierende Beispiele vorstellen und Lösungswege während und aus der Krise aufzeigen wollen.

Ändert Corona den Stellenwert physischer Innovationsräume? In unserer aktuellen Kurzstudie »Future Innovation Labs« haben meine Kollegin Verena Pohl und ich unter anderem untersucht, welche kurzfristigen Auswirkungen die Corona-Krise auf Innovationsräume – also physische Räume, die für Innovationsarbeit genutzt werden – hatte. Zudem wollten wir wissen, wie die Zukunft von Innovationsräumen aussieht. Einige Interviewpartner*innen gaben dabei an, dass mit dem Return on Invest ROI nun einmal mehr der finanzielle Nutzen unter die Lupe genommen wird. Klar wurde aber auch, dass die Nutzer*innen sich die persönlichen Treffen in den Innovationsräumen zurückwünschen, weil es gar nicht so einfach ist, Innovation remote zu gestalten.

Was bringen Innovation Labs eigentlich?

Unsere Fraunhofer IAO Kollegen Klaus-Peter Stiefel und Stefan Rief haben 2019 in ihrer umfangreichen explorativen Studie »Corporate Innovation Labs« einige Antworten dazu gegeben. Das wichtigste Ziel der Labs ist – natürlich – die Verbesserung der Innovationsfähigkeit, wobei speziell ein »über den Tellerrand hinausblicken« im Fokus steht. Betont wird auch, dass der unternehmerische Kulturwandel besonders wichtig ist und zwar einen Zusatzeffekt darstellt, aber auch aktiv mitgestaltet werden muss, um einen Innovationsraum erfolgreich umzusetzen.

Interessant sind auch die Ergebnisse der Studie »Konzerne auf den Spuren von Startups 2020«: Knapp die Hälfte der Labs bewertet den eigenen finanziellen Erfolg als »nicht hoch«. Der direkte finanzielle Nutzen steht bei der Gründung eines Innovation Labs also nicht im Vordergrund.

Lab ist nicht gleich Lab

Im Rahmen unserer Kurzstudie haben wir sechs Steckbriefe entworfen, die zeigen wie unterschiedlich die Herangehensweisen in Innovation Labs sind:

  • »Der Etablierte«: Der Innovationsraum, der schon lange mit Design Thinking kundenzentriert arbeitet, wie beispielsweise das SAP AppHaus Network.
  • »Der Sprinter«: Der Raum, in dem ein bestimmtes Vorgehen und Geschwindigkeit im Vordergrund stehen, wie beispielsweise beim Innovations-Kickstarter grip von Capgemini.
  • »Der Maker«: Der Innovationsraum arbeitet auch mal ganz konkret im Werkstattbereich, wie beispielsweise das MHPLab in Ludwigsburg.
  • »Der Neue«: Er beginnt gerade erst seine Reise, wie beispielsweise das Projekthaus 13 der AOK.
  • »Der Startup Hub«: Er konzentriert sich auf Kontakte nach außen, wie beispielsweise signals der Signal Iduna.
  • »Der Intrapreneur«: Er treibt Innovation intern voran, wie beispielsweise die R+V Versicherung mit MO 14.

Es gibt also viele verschiedene spannende Wege, sich dem Thema Innovationsräume zu nähern.

Innovationsarbeit steht über Innovation

Für die meisten Labs geht es nicht nur um die Ideen an sich, die darin entstehen und sich weiterentwickeln sollen, sondern um Innovationsarbeit im Allgemeinen. Labs sind Leuchttürme. Sie zeigen und üben neue Arbeitsweisen ein und ebnen den Weg für einen Kulturwandel hin zu einem insgesamt innovativeren Unternehmen.

Konkrete Räume sind aber nicht die einzige Möglichkeit, dieses Ziel zu erreichen. Im Innovationsnetzwerk »Digitalisierung für Versicherungen« – kurz InnoNetz – geben wir den beteiligten Versicherungen die Möglichkeit, konkrete Lösungselemente der Digitalisierung als Prototypen zu entwickeln und dabei Synergieeffekte mit anderen Unternehmen zu nutzen. Dadurch können Schwerpunktthemen wie Künstliche Intelligenz sowie die erfolgreiche Umsetzung und Einführung von Innovationen am lebendigen Beispiel erprobt werden. Die regelmäßigen Projekttreffen fungieren als Pop-up-Innovationsraum.

Durch die aktuelle Situation aufgrund der Corona-Pandemie ist die Bedeutung des InnoNetzes nochmals gestiegen, denn die so wichtigen informellen Begegnungen außerhalb des eigenen Unternehmens, zum Beispiel im Rahmen von Veranstaltungen, sind stark zurückgegangen und werden auch in Zukunft vermutlich seltener werden. Aufgrund dessen ist es umso wertvoller, Anstöße für Innovationen konkret zu planen und die Vernetzung in und außerhalb der eigenen Branche zu organisieren. Im Homeoffice oder allgemein auf virtuelle Art und Weise am Puls der Zeit zu bleiben, stellt eine spannende neue Herausforderung dar.

Was sich nun ändert: Remote Innovation gewinnt an Bedeutung und wird bleiben

Auch Innovationsarbeit muss in Zukunft aus dem Homeoffice funktionieren. Konzepte für Remote Workshops wurden durch Corona stark vorangetrieben. Es wird spannend sein, zu beobachten, inwiefern die neuen Mischformen – sogenannte »hybride« Formate – beibehalten werden. Insbesondere Risikopersonen werden womöglich für einen längeren Zeitraum nicht an persönlichen Treffen teilnehmen können und sie gilt es, über digitale Kanäle einzubinden. Aber auch regional oder sogar global verteilte Teams profitieren, wenn hierfür gute Lösungen etabliert werden. Nicht zuletzt sollte außerdem der Beitrag zum Klimaschutz, den diese Entwicklung leistet, positiv bewertet werden.

Persönliche Begegnungen sind aber weiter wichtig

Warum dann also nicht ganz umsteigen, Innovationsräume hinter sich lassen und ab jetzt alles digital konzipieren? Die in unserer Kurzstudie befragten Unternehmen sahen ganz klar die Vorteile der physischen Räume: Virtuelle Begegnungen können noch lang nicht leisten, was im persönlichen Austausch passiert. Zum Beispiel erfordern Remote Workshops ein Vielfaches an Moderation, die Konzentrationsspanne der Teilnehmenden kann nicht so lange aufrechterhalten werden und Introvertierte gehen mit ihren Beiträgen oft unter.

Diese und weitere Erkenntnisse haben uns bestärkt, unser geplantes DigiTales Lab, in dem wir aktuelle Technologien anhand von konkreten Beispielen erlebbar machen wollen, auch weiterhin als physischen Innovationsraum zu denken. Wir nutzen die Möglichkeiten der virtuellen Zusammenarbeit, doch der persönliche Austausch »mit Abstand« spielt weiterhin eine Rolle. »Der Storyteller« unter den Labs schafft Erzählungen über innovative digitale Anwendungen und macht Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) greifbar. Gerade in der heutigen Zeit, in der der persönliche Kontakt stark eingeschränkt ist, ist unser DigiTales Lab ein gutes Mittel, um Zukunft und Innovation im eigenen Unternehmen zu verbreiten und voranzutreiben.

Die Zukunft von Innovation Labs

In unserer Kurzstudie findet man zahlreiche Beispiele für Innovationsräume. Schon vor Corona gehörte ein stetiger Wandel für viele Innovation Labs zum Arbeitsalltag mit dazu. Für viele erfolgt nun eine weitere Anpassung an die neue Situation sowie die Bedürfnisse der Organisation und deren Mitarbeitenden. Die Corona-Krise zeigt, wie wichtig eine gewisse Agilität für die Unternehmen ist – eine Eigenschaft, die in Innovationsräumen sehr gut eingeübt werden kann. Best Practice ist dabei, dass Innovation Labs unabhängig sind und trotzdem stark eingebunden werden und einen direkten Beitrag zum Kerngeschäft leisten. Dann können physische Innovationsräume weiter als Leuchttürme für einen Kulturwandel hin zu agileren, kreativeren Unternehmen fungieren. Und dabei kommt es nicht auf den Raum und seine Ausstattung, sondern auf die Menschen darin und ihr Handeln an.

Welche Erfahrungen haben Sie mit Innovationsräumen gemacht? Und welche Fragestellungen zu Innovation Labs der Zukunft stehen für Sie im Vordergrund? Wir freuen uns darauf, mit Ihnen in unserem kostenlosen DigitalDialog »Remote Innovation« am 7. Oktober darüber zu diskutieren.

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Kategorien: Digitalisierung, Innovation, Künstliche Intelligenz
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