Unternehmen klagen nach wie vor über die weitverbreiteten internen Silos, die mangelhafte Abstimmung und Zusammenarbeit über Schnittstellen hinweg sowie über das fehlende Verständnis des Gegenübers aus der anderen Abteilung. Die Zusammenarbeit zwischen der Produktion und den Abteilungen HR, IT und Betriebsrat wird dabei oft als Negativbeispiel mit vielen Anekdoten genannt und scheint eine Art Brennpunkt der Abstimmung in Unternehmen zu bilden. Aus diesem Grund widmete das Innovationsnetzwerk »Produktionsarbeit 4.0« diesen Themenstellungen eine eigene Workshop-Reihe, die von Januar bis März 2019 mit verschiedenen Unternehmen stattfand.

Die jeweiligen Teilnehmergruppen setzten sich aus Mitarbeitern der Unternehmenspartner zusammen, die aber in unterschiedlichen Disziplinen arbeiten. So sollten sich die Workshop-Teilnehmer über die Zusammenarbeit zwischen den Bereichen Produktion und IT, Produktion und Betriebsrat sowie Produktion und HR-Abteilung Gedanken machen. Die Auftrennung wurde gewählt, um mit den einzelnen Stakeholdern konkrete Vorurteile und Missverständnisse zu adressieren und Lösungsideen herauszuarbeiten.

»Not-invented-here«-Symptom: Was Silos in Unternehmen anstellen

Unternehmen wissen meist um ihr Siloproblem, finden aber selbst keinen Weg heraus oder scheitern an bestimmten Stellen und/oder Personen. Oftmals liegt der Ursprung im dominanten Abteilungsdenken. Das Ergebnis: Maßnahmen führen nur zu einem lokalen Optimum, aber nicht zu einer ganzheitlichen Verbesserung. Das kann dazu führen, dass es gute Ideen nicht aus dem eigenen Bereich herausschaffen, Ideen an verschiedenen Stellen doppelt entwickelt werden oder sogar Gegensätzliches entwickelt wird. Im schlimmsten Fall hat das falsche Entscheidungen für die Gesamtorganisation zur Folge. Besonders Akteure, die auf abteilungsübergreifende Kooperationen angewiesen sind, zum Beispiel Innovationsmanager oder Prozessoptimierer, kennen diesen Schmerz besonders gut. Das sogenannte »Not-invented-here«-Symptom beendet Innovationen noch bevor sie es aus den Babyschuhen geschafft haben und schadet so dem Unternehmen als Ganzes.

Besonders im Kontext der digitalen Transformation, die auf der unternehmensweiten Durchdringung und Vernetzung basiert, ist die Überwindung von Silodenken zwingend notwendig. Gemeinsam müssen Abteilungen Verbesserungen und Innovationen vorantreiben, um am Puls der Zeit zu bleiben. Das Erfolgsgeheimnis, neue Ansätze wie beispielsweise agile Methoden im Unternehmen zu etablieren, basiert besonders auf interdisziplinärer Zusammenarbeit auf Augenhöhe.

Spielerisch – aber nicht weniger ernst gemeint!

Die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Unternehmensbereichen ist oft emotional aufgeladen und rührt an gewachsenen Kulturen und Identitäten. Unser Forscherteam hat deshalb eine Methode entwickelt, die es Teams, Abteilungen und Bereichen ermöglicht, in einem geschützten Raum das eigene Selbstverständnis zu reflektieren und spielerisch mit neuen Möglichkeiten zu experimentieren. Dieses Konzept nutzt Spielelemente auf Basis verschiedener agiler Methoden und setzt auf Teamarbeit und Interdisziplinarität. Diese so genannte »Gamification« (oder auf Deutsch: Spielifizierung) überträgt spielerische Elemente auf ernste Szenarien, um beispielsweise die Motivation zu steigern und ein Umdenken oder einen Perspektivwechsel bei den Teilnehmern hervorzurufen. In acht Schritten spielen sich die Teilnehmer durch ein buntes Spielfeld und analysieren dabei Problemstellungen, arbeiten Potenziale heraus und entwickeln Ideen für die verbesserte Zusammenarbeit, sogenannte »Work Hacks«. Das Spielfeld gleicht einem Ideation-Prozess und lässt sich deswegen auch in anderen Kontexten zur Ideenentwicklung anwenden.

Ideen in Form von Beispielszenen
Ideen in Form von Beispielszenen

 

Work Hacks für die optimierte Zusammenarbeit

Alle in der Workshop-Reihe entwickelten Verbesserungsideen flossen in einem Sammelwerk zusammen, das aktuell nur für Netzwerkpartner zugänglich ist. An diesem können sich die Partnerunternehmen nun an Methoden und Ideen zur Verbesserung der Zusammenarbeit bedienen. Diese »Work Hacks zur Zusammenarbeit in zukünftigen Unternehmen« sind sehr vielfältig und umfassen Ideen vom Schnitzeltag über ein freiverfügbares Weiterbildungsbudget bis hin zur Schaffung von Kommunikationsinseln.

Bei einem der teilnehmenden Unternehmen wurde das freiverfügbare Weiterbildungsbudget nach dem Workshop sogar direkt in die Tat umgesetzt. Die Mitarbeiter haben dort nun die Möglichkeit, eigenständig Weiterbildungsangebote zu belegen, die über ein festgelegtes Budget abgewickelt werden können, ohne dafür die »Erlaubnis« der HR-Abteilung einholen zu müssen.

Gestalten Sie mit uns die Produktionsarbeit der Zukunft

Im Innovationsnetzwerk »Produktionsarbeit 4.0« erforschen wir in der aktuellen Phase gemeinsam mit acht Industrieunternehmen sowie mit der IG Metall, SWM und dem ifaa unter anderem die zukünftige Bedeutung von Zusammenarbeit. Mit selbstentwickelten Methoden und pragmatischen Vorgehensweisen möchten wir gemeinsam die digitale Transformation meistern.

Falls auch Sie sich Gedanken über die Zusammenarbeit in Ihrem Unternehmen machen, treten Sie gerne in Kontakt mit uns. Wir freuen uns über viele weitere spannende Ideen.

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