Viele Führungskräfte sprechen im Kontext von Transformationsprojekten vom »Umgang mit Fehlern«, der »Bedeutung von Null-Fehler-Zielsetzung« oder von einer »Fehlerkultur«. Ein sehr geschätzter Kollege, vor dessen Arbeit ich höchsten Respekt habe, schreibt gar über die »Misstrauenskultur« und »es gibt Fehler, die dürfen nicht passieren« und »es gibt Fehler, die müssen passieren, weil wir sonst nicht innovativ genug sind.« Wir haben in längeren Sozialisierungsprozessen gelernt, oftmals das auszudrücken und zu betonen, was wir nicht wollen. Hier möchte ich einhaken und eine Mini-Intervention zur Reflektion auf der sprachlichen Ebene für Change Leader geben. Ich werfe meines Erachtens folgende erfolgskritische Frage auf:

Welche Sprache sollten Change Leader sprechen?

Mitentscheidend für das, was in Unternehmen und im Transformationsprozess passiert, sind die Einstellung, das Verhalten, die gewählten Worte von Führungskräften und deren Wirkungen. Und: Mitarbeiter glauben das, was sie in der Zusammenarbeit mit Führungskräften nonverbal, paraverbal und verbal wahrnehmen, erleben und interpretieren. Auf die Interpretation folgt Emotion und entsprechendes Mitarbeiterverhalten, also Begeisterung, Zustimmung, Mitmachen oder auch Rückzug, innere Kündigung oder gar Krankmeldung.

Wenn Führungskräfte also beispielsweise von Fehlern, Null-Fehler-Zielsetzungen und Fehlerkultur sprechen, denken Mitarbeiter: »Ich bin nicht gut genug, weil ich Fehler mache. Warum mache ich Fehler? Warum nur?« Der Besuch im »mentalen Problemkino« und der anschließende Streit, wer daran schuld ist, geht los wie ein Karussell. Allesamt, sogar der Chef, kommen jetzt nicht mehr an den AUS-Schalter.

Ergebnis: Keiner fokussiert die eigentliche Lösung und den positiven Ansatz, weil jeder nur »Misstrauen«, »Fehler« und »Fehlerkultur« denkt, sagt und hört. Auch Stress und Blockaden können bei den Geführten resultieren. Aus Geist wird Materie.

Positives Denken findet in der Sprache Ausdruck

Weil aber nicht einmal die Führungskraft das positive Bild von der Zukunft im Chef-Zimmer hängen hat, erntet diese was? Richtig: Misstrauen, noch mehr Fehler und dazu bekommt sie auch ihre Fehlerkultur noch bestätigt. Ziel verfehlt: Fehler, Fehler, Fehler.

Um das noch besser zu veranschaulichen gebe ich ein Beispiel zum Selbstversuch: Bitte, bitte denken Sie NICHT an den Eiffelturm! Und was denken Sie jetzt in diesem Moment? Genau: an den EIFFELTURM.

Die Kraft und Wirkung von Sprache sollte nicht unterschätzt werden – speziell von Menschen, die in einer Führungsrolle agieren. Wer ein Ziel erreichen und andere dafür motivieren möchte, sollte dieses positiv ausdrücken, statt negativ Szenarien auf den Plan zu rufen, die eben nicht eintreffen sollen. Statt von Fehlern zu sprechen bietet sich der Begriff Verbesserung an, statt Fehlerkultur kann man von der Lernkultur sprechen oder statt dem negativ besetzten Ausdruck »Reklamationsquote« den »Anteil positiver Kundenfeedbacks« verwenden. Also bitte immer die konkreten, positiv formulierten Lösungsansätze aussprechen!

Also: Bitte denken Sie an einen Châteauneuf du Pape (statt an den Eiffelturm)!

Agile Change Leader sind erfolgreicher, wenn…

… sie sich auf das Verhalten ihrer Mitmenschen konzentrieren. Das Verhalten der Mitmenschen wird durch das, was sie glauben beeinflusst. Andere Menschen glauben das, was sie erleben. Das Verhalten der Anderen ist der Spiegel unseres Verhaltens. Erfolgsentscheidend für unser Handeln ist also das Erleben und Glauben der Anderen.

Einverstanden?

Interesse an Reflexion über die Stellhebel erfolgreicher Transformation? Bitte melden!

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