In Deutschland sind Frauen in Innovationsprozessen stark unterrepräsentiert, wie internationale Vergleiche zeigen. Ideenfindung ist hierzulande scheinbar Männersache. Durch die Dominanz der Männer können Unternehmen jedoch die Innovationspotenziale ihrer Mitarbeiterinnen nicht angemessen nutzen. Der geringe Anteil weiblicher Innovateure kann deshalb sogar als Innovationshemmnis und Wettbewerbsnachteil für den Standort Deutschland bewertet werden. Wie können die Fähigkeiten von Frauen in Unternehmen, Universitäten und Forschungsorganisationen besser genutzt werden? Die Fraunhofer-Gesellschaft beleuchtet in einer aktuellen Studie, welche Rolle die Arbeits-, Entscheidungs- und Organisationsstrukturen in Unternehmen spielen, wenn es darum geht, das Potenzial von Frauen in Forschung und Entwicklung besser zu nutzen.

Das Paradox der Diversität: Wissen Männer, was Frauen wollen?
Die Position von Frauen hat sich gesamtgesellschaftlich in vieler Hinsicht verändert. Die Kaufkraft von Frauen hat in den letzten Jahren signifikant zugenommen. Der Einfluss von Frauen in unternehmerischen Entscheidungsprozessen oder im privaten Bereich auf gemeinsame Kaufentscheidungen ist stetig gewachsen. Längst haben Unternehmen erkannt, dass Frauen in Zukunft eine entscheidende Zielgruppe bilden. Trotzdem sind es häufig Männer, die im Rahmen des betrieblichen Innovationsmanagements wissen sollen, was Frauen wollen. Diese seltsame »Arbeitsteilung« ist das Paradox der Diversität im Innovationsmanagement und die zentrale Herausforderung für die Zukunft.

Exzellenz ist weiblich: Innovationspotenziale der Zukunft
Absolventinnen zeichnen sich in der Regel durch exzellente Abschlüsse im Studium oder in der Schule aus. Doch auf diese Exzellenz verzichten deutsche Unternehmen weitgehend. Der Frauenanteil ist im Innovationsmanagement selbst im Vergleich mit vielen anderen Schlüsselfunktionen auffallend niedrig. In der Tat handelt es sich bei den Hürden für weibliche Innovateure vor allem um »Soft Factors«. Sie sind selten Teil der transparenten Unternehmensorganisation, sondern meist Bestandteil einer subalternen Arbeits- oder Bereichskultur. Unterentwickelte Fördermöglichkeiten beispielsweise sind in der Regel die Folge mangelnden Bewusstseins, nicht mangelnder Motivation. Doch die Unterrepräsentierung von Frauen in Innovationsprozessen könnte in Zukunft gravierende Konsequenzen haben, wenn Unternehmen nicht rechtzeitig gegen steuern. Vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen und demographischen Wandels sowie des drohenden Fachkräftemangels müssen Unternehmen die brach liegenden Potenziale nutzen. Die frühzeitige, gezielte Förderung weiblicher Innovateure könnte sich dabei mittelfristig sogar als Wettbewerbsvorteil erweisen.

Optimiertes Innovationsklima: Sensibilisierung, Kinderbetreuung, flexible Arbeitszeiten
Im Rahmen des Projektes »Gender-Chancen« wurden erfolgreiche weibliche Innovateure nach den persönlichen und organisatorischen Fördermöglichkeiten befragt und wertvolle Hinweise erhalten, wie effektives Diversity Management in Innovationsprozessen aussehen könnte. Eine Grundvoraussetzung ist beispielsweise die Sensibilisierung von Entscheidungsträgern für weibliche Innovationspotenziale und deren gezielter Förderung. Indem Unternehmen für ihre Innovateure mit Familie Entlastungen wie Kinderbetreuung oder flexiblere Arbeitszeiten zur Verfügung stellen, haben sie Vorteile bei der Personalrekrutierung sowie bei der Bindung und Motivation ihrer Beschäftigten. Es gibt eine Fülle von Möglichkeiten, wie das Innovationspotenzial von Frauen besser genutzt werden kann.

Was es für innovative Unternehmen in Zukunft nicht mehr geben sollte, ist die Vernachlässigung von Frauen in Innovationsprozessen – in ihrem eigenen wirtschaftlichen Interesse. Und damit kann die Eingangsfrage im Titel dieses Blog-Posts beantwortet werden: Innovationen sind nicht männlich oder weiblich, sie sind vielfältig. Eine wirklich innovative Organisation versteht es, diese Vielfalt zu managen – zum Beispiel indem ein angemessener organisatorischer und kultureller Rahmen für die verstärkte Einbindung von Mitarbeiterinnen bereit gestellt wird.

Gender und Diversity am Fraunhofer IAO – Potenziale erschließen und nutzen
Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO beschäftigt sich mit Gender und Diversity im Innovationssystem von Organisationen. Innerhalb des vom BMBF geförderten Projekts »Gender-Chancen« wird, in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer ISI, beispielsweise den Rahmenbedingungen für die Erschließung und Nutzung der weiblichen Potenziale nachgegangen (www.genderchancen.de). Welche Organisationsstrukturen tragen dazu bei, dass die Fähigkeiten und Qualifikationen von Frauen im Innovationssystem besser genutzt werden können? Diese Frage steht im Mittelpunkt eines Fachforums, zu dem das IAO und die Fraunhofer-Gesellschaft Sie am Montag, 30. November 2009 nach München herzlich einlädt. Gemeinsam mit namhaften Fachleuten werden wir bestehende Probleme analysieren und neue Wege für eine bessere Nutzung der weiblichen Potenziale im Innovationsmanagement aufzeigen.

Kontakt:
Dr. Peter Ohlhausen
Innovationsmanagement
Telefon +49 711 970-2079
peter.ohlhausen [at] iao.fraunhofer.de



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