Viele junge Arbeitnehmende leben derzeit in einem digitalen Widerspruch: Web-2.0-Technologien und Social Media haben ihr Leben revolutioniert: Erreichbarkeit, Flexibilität und Selbstorganisation sind völlig normal, das Netzwerk ist zur natürlichen Informationsumgebung geworden. Ihre Arbeitsumgebung hinkt dieser Entwicklung häufig hinterher. Vernetztes Arbeiten oder sogar Social Media Organisationsstrukturen bilden immer noch die Ausnahme. Im Produktionsbereich wird dieses Potenzial bis auf vereinzelte Verfahrensdokumentationen und Wikis auch noch nicht genutzt. Das wird sich unserer Meinung nach in den kommenden Jahren grundlegend ändern:

Industrie 4.0: Das neue Paradigma zwischen Mensch und Maschine
Im sogenannten Internet der Dinge werden reale Produkte oder Produktionsverfahren mit dem Internet verbunden und können dadurch auf völlig neue Weise mit Informationen angereichert und vernetzt werden. »Cyber-Physische-Systeme« verbinden zukünftig die virtuelle Cyberwelt mit Objekten in der real-physischen Welt. Das können Maschinen und Anlagen aber auch Produkte, Behälter oder gar Werkzeuge sein. Der Begriff »Industrie 4.0« beschreibt den grundlegenden Paradigmenwechsel von einer zentralen zu einer dezentralen Steuerung. Dies wird durch die »Vermählung moderner Produktionstechnik mit der in Produkten eingebetteten Intelligenz« (VDI Nachrichten vom 4. Mai 2012) möglich. Nach Mechanisierung, Industrialisierung und Automatisierung stellt dieser Paradigmenwechsel die vierte industrielle Revolution dar. Gleichzeitig trägt der Begriff das ».0« der Web-Generation im Namen und verweist auf die Durchdringung der Industrie mit interaktiver, vernetzter und mobil verfügbarer IT-Unterstützung.

So wird Industrie 4.0 zukünftig die Produktion verändern
Die wirtschaftlichen Vorteile einer stärkeren Vernetzung sind offenkundig: Der dezentrale Einsatz vernetzter maschineller Intelligenz schafft vielfältige Möglichkeiten zur Steigerung der Produktivität. Die Liste möglicher Nutzungsszenarien für Industrie 4.0 ist lang:

  • Aufträge steuern sich selbständig durch die Wertschöpfungskette
  • Ein anstehender Auftrag ordert in Echtzeit die benötigten Ressourcen, reserviert die Anlage zur Bearbeitung und informiert den Mitarbeiter bei Schichtantritt
  • Die Mitarbeitenden stimmen den Schichtplan für die nächste Woche über mobile Webanwendungen selbst ab
  • Sicherheitsrelevante Bauteile dokumentieren ihre Herstellung selbständig
  • Störungen im Betriebsablauf organisieren eigenständig ihre Behebung


vdma: Industrie 4.0 –
die technische Revolution geht
weiter

Das sind nur einige der denkbaren Szenarien, welche durch die zunehmende Durchdringung der Produktion mit IT, Mobilgeräten und Social Media ermöglicht werden. Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) zeigt in einem Video eine Vision der Zukunft mit Industrie 4.0, in dem sich gut erahnen lässt, wo die Reise der Produktionstechnik hingeht.

Welche Rolle spielt der Mensch dabei?
Die Möglichkeiten von Industrie 4.0 gehen unserer Meinung nach jedoch weit über die rein technischen Aspekte hinaus. Die Produktionsarbeit wird auch in Zukunft von menschlicher Arbeit geprägt sein – ganz besonders in Deutschland.

Die Frage ist, wie wir diese menschliche Arbeit durch die neuen Möglichkeiten der Technik sinnvoll unterstützen können, wie die Zufriedenheit und Produktivität der Mitarbeitenden z. B. durch höhere Flexibilität und Selbstorganisation gesteigert werden kann.

Industrie 4.0 gemeinsam weiterdenken
Die Zeit ist reif dafür, die bestehenden Ansätze zusammenzuführen und aus Konzepten wie dem Internet der Dinge, dezentraler Selbststeuerung durch Multi-Agenten-Systemen, intelligenten Anlagen und flexibel vernetzten Mitarbeitern wirtschaftliche Anwendungsszenarien zu entwickeln.

In den nächsten Wochen und Monaten werden wir Ihnen hier zeigen, für welche zukünftigen Herausforderungen das Fraunhofer IAO Lösungen mit Industrie-4.0-Technologien entwickelt.

Welche Erwartungen verbinden Sie mit Industrie 4.0? Diskutieren Sie mit uns und gestalten Sie so die Zukunft mit.

Im nächsten Beitrag aus dieser Reihe erfahren Sie, wie Industrie 4.0 helfen kann, den Flexibilitätsanforderungen gerecht zu werden.

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