IAO-Blogreihe zum Wissenschaftsjahr 2015: »Zukunftstadt«

Nach nun bald einem Wissenschaftsjahr »Zukunftsstadt«, fast fünf Jahren Forschung in der Fraunhofer-Initiative »Morgenstadt« und zwei Tagen »Urban Futures«-Kongress in Berlin sehen wir betroffen: Den Vorhang zu und alle Fragen offen. Wie weit sind wir wirklich auf dem Weg zu nachhaltigen und wandlungsfähigen Städten in Deutschland? Wie bekommen wir alle Akteure, Projekte und Maßnahmen unter einen Hut, um das große Ganze vorwärts zu bringen? Wie können wir diejenigen, die die Stadt der Zukunft gestalten, dazu bringen, an einem Strang zu ziehen? Was passiert europaweit zum Thema Zukunftsstadt und Smart Cities?

Menschen und Technik müssen näher zusammenrücken

Es wäre ein Leichtes, einzelne SmartCity-Projekte oder kommunale Innovationsprojekte dieser Tage in den Fokus zu stellen – aber für die Fraunhofer-Gesellschaft und ihre Morgenstadt-Initiative ging es im Jahr 2015 auch darum, eine Zwischenbilanz zu ziehen, um den Blick zurück und nach vorne, nach Deutschland und nach Europa, zu richten. Ein altes Sprichwort der Antike sagt: »Rom wurde nicht an einem Tag erbaut.« Genauso verhält es sich mit den Städten von heute. In diesem Jahrzehnt steht unsere Gesellschaft aber vor der Herausforderung, langfristig den Pfad in ein neues, nachhaltiges Zeitalter zu ebnen – mit unseren Städten in Deutschland, in Europa und in den Wirtschaftsregionen als Schlüssel zu dieser Zukunft. Selten hat nationale Innovationspolitik so direkt das Lebensumfeld der Bürger und Bürgerinnen tangiert. Und eines dürfte spätestens seit der Energiewende in Deutschland klar sein: Allein der Umbau unseres Energiesystems kann nur gelingen, wenn wir sie auf Ebene der Städte, Gemeinden und Regionen lösen – Technik und Mensch müssen näher zusammenrücken. In Deutschland und Europa leben bald vier von fünf Menschen in Städten, gleichzeitig haben wir neue, ambitionierte Klimaschutzziele. Wir brauchen dringend einen Masterplan, wie die nachhaltige, lebenswerte und wandlungsfähige Stadt von morgen aussehen kann, wie wir sie planerisch umsetzen können und wie sie sich vor allem finanzieren lässt.

Rückblick: die Meilensteine auf dem Weg zur Zukunftsstadt

Die letzten fünf Jahre haben – unter maßgeblicher Beteiligung der Fraunhofer-Gesellschaft – dafür den Weg bereitet und lassen sich grob wie folgt zusammenfassen:

Fraunhofer-Kongress »Urban Futures«: erstmals alle an einem Tisch

raunhofer Urban Futures Kongress
Fraunhofer Urban Futures Kongress in Berlin – Foto: Ulf Büschleb, © Fraunhofer

 

Der Fraunhofer-Kongress »Urban Futures« markiert somit einen wichtigen Meilenstein nach fünf Jahren Strategieprozess: Erstmalig ist es uns in den zwei Tagen gelungen, die verschiedenen Akteure aus Politik, Kommunen, Wirtschaft und Wissenschaft zusammenzubringen und mit ihnen auf unterschiedlichsten Ebenen intensiv am »Masterplan« zu arbeiten. Wenn man sich im Vergleich die konkreten Maßnahmen und Ergebnisse der jährlichen Klimakonferenzen anschaut, sind wir in den fünf Jahren schon sehr gut vorangekommen – sowohl im Hinblick auf ein gemeinsames Ziel als auch, was das »an einem Strang ziehen« sowie konkrete Maßnahmen und Projekte angeht.

Entscheiden werden aber die nächsten fünf Jahre, denn jetzt gilt es, konkrete soziale, technische und gestalterische Innovationen gemeinsam vorauszudenken, zu erproben und in die breite Umsetzung zu bringen. Denn hierbei wird sich entscheiden, ob wir das Gesamtziel des Klimaschutzes und der Klimaanpassung auf der Zeitachse bis 2030 und 2050 überhaupt erreichen können.

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Steffen Braun

Zukunftsstadtgestalter und Geschäftsfeldleiter/Institutsdirektor am Fraunhofer IAO. Er ist Mitbegründer der Morgenstadt-Initiative und forscht mit seinen Kollegen intensiv daran, wie die Stadt von morgen aussehen kann und wie sie unser Leben und Arbeiten verändern wird.

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Kategorien: Stadtentwicklung
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