Die Digitalisierung bietet umfangreiche Möglichkeiten zur Optimierung der Wertschöpfungsprozesse, Steigerung der Effizienz oder flexibel anpassbare Produktions- und Personalkapazitäten. Allerdings verbinden viele Unternehmen, insbesondere kleinere und mittelständische, mit diesem Begriff einen unüberwindbaren Berg. Oftmals fehlt es ihnen an Erfahrungen, methodischem Know-how und passenden Hilfsmitteln, um diese Transformation systematisch anzugehen. Die Fabrik 4.0 ist aber kein Produkt, das man kaufen kann, sondern ein Transformationsprozess. Für den erfolgreichen Weg dorthin kommt es auf kleine, aber wirkungsvolle Schritte an. Und genau diese stellt das Fraunhofer IAO gemeinsam mit dem RKW Baden-Württemberg im Industrienetzwerk »Im Sprint zur Fabrik 4.0« vor.
Ob intelligente Fitnessarmbänder, Datenbrillen oder smarte Uhren: So genannte Wearables sind im privaten Alltag längst angekommen. Auch in der produzierenden Industrie, selbst beim KMU, kann der Einsatz eine Unterstützung sein. Dieser Blog zeigt anhand von drei Beispielen auf, wie auch Sie smarte Endgeräte bei sich einsetzen können.
Smartwatches in der Produktion: Kommunikation im Handumdrehen
Im privaten Bereich informiert uns unsere Smartwatch am Handgelenk über alle Neuigkeiten auf unserem Handy, ohne dass wir ebendieses suchen müssen. Eingehende Anrufe und Nachrichten können mit einem Blick überflogen und sogar über die Uhr beantwortet werden – die Smartwatch wird zu unserem persönlichen Datencenter, mit dem wir Informationen erheben, steuern und »im Handumdrehen« verarbeiten können.
Genau diese Funktion schließt die Kommunikationslücke in der Produktion. Mitarbeitende müssen nicht mehr in der ganzen Produktionshalle nach einem Telefon oder der richtigen Ansprechperson suchen. Sie arbeiten von jedem Arbeitsplatz aus ohne Zeitverlust mit allen relevanten Kolleginnen und Kollegen per Klick zusammen.
Mit dem Einsatz von Smartwatches können die Mitarbeitenden in der Produktion nicht nur untereinander, sondern auch mit den Maschinen kommunizieren. Anlagen und Prozesse können Störungen und Ereignismeldungen direkt an den zuständigen Mitarbeitenden senden, sodass direkt und priorisiert reagiert werden kann und nicht erst, wenn man wieder an der Anlage vorbeiläuft. In Eskalationsfällen können die Meldungen auch schnell mit weiteren Beteiligten geteilt oder gezielte Hilfe angefordert werden. Sollte die angeforderte Person beschäftigt sein, ist eine Antwort ebenso schnell übermittelt.
Fitnesstracking am Arbeitsplatz: Mitarbeitendengesundheit verbessern
Fitnessarmbänder sind die smarten, digitalen Begleiter von Sportbegeisterten und Gesundheitsbewussten. Sie erfassen vor allem Daten zum physischen Wohlbefinden des Tragenden wie Puls, Fitness und sportliche Leistungen. Warum sollten diese nicht auch bei der Arbeit getrackt werden?
Vor allem Mitarbeitenden mit einer starken körperlichen Belastung kommt diese Möglichkeit zugute, zum Beispiel in der Logistik, wo beim Befördern, Kommissionieren, Einlagern und Palettieren durchaus viele Kilometer hinter sich gebracht werden müssen.
Dabei kann man sich aber nicht nur Fitnessziele setzen: Die erhobenen Vitaldaten können auch bewusst genutzt werden, um auf mögliche Überlastungen hinzuweisen und gezielt Pausen einzulegen oder weniger belastende Aufgaben zu übernehmen. Fitnessarmbänder könnten zum fehlenden Puzzle-Teil für die Mitarbeitendengesundheit werden und sogar Ausfallzeiten reduzieren. Beispielsweise haben wir im Rahmen des Förderprojekts »MyCPS« mit viastore SOFTWARE und der Anwendung von SAP EWM eine Prozessoptimierung durch die Integration von Vitaldaten erreicht (siehe Leselinks).
Scannen per Handschuh: für die smarte Logistik
Smart Gloves sind Handschuhe mit einem Scanner und kleinen Bildschirm auf dem Handrücken, mit denen Mitarbeitende Barcodes bei allen logistischen Abläufen einfach mit einer kleinen Handbewegung einscannen können.
Auf dem Bildschirmen können die Mitarbeitenden dann nicht nur sehen, was gescannt wurde. Die Smart Gloves zeigen auch zeitgleich an, was als nächstes zu kommissionieren ist. So sparen sich die Mitarbeitenden nicht nur jedes Mal den Griff zum Scanner (über den Tag verteilt sind dies bestimmt Hunderte). Sie können auch mit beiden Händen arbeiten. Das ermöglicht ein effizienteres und sichereres Arbeiten bei gleichzeitiger Steigerung der Ergonomie.
Wearables als smarte Komponente der Fabrik 4.0!
Die genannten Beispiele zeigen: Wearables ermöglichen den Mitarbeitenden weitaus mehr als nur freihändiges Arbeiten. Sie erhalten einen systematischen Überblick zu Prozessen, Ergebnissen, potenziell kritischen Entwicklungen und sogar gesundheitlichen Ausgleich während der Arbeit. Das bringt nicht nur Erleichterung und Zeitersparnis, sondern lässt sich auch an der Produktivität messen. Wearables führen zu verkürzten Reaktionszeiten, können die direkte Kommunikation stärken und zur Arbeitssicherheit beitragen.
Wearables stellen somit eine wichtige Komponente auf dem Weg zur vernetzten Fabrik 4.0 dar. Sie können digitale Assistenzsysteme um handliche Endgeräte ergänzen und so die Mitarbeitenden direkt in die vernetzte Umgebung einbinden.
Wie Wearables gezielt zur Realisierung der digitalen Transformation eingesetzt werden können und welche weiteren Faktoren dabei eine Rolle spielen, betrachten wir gemeinsam mit Teilnehmenden Industriepartnern in dem Netzwerk »Im Sprint zur Fabrik 4.0«.
Leselinks:
- Förderprojekt MyCPS: SAP EWM Prozessoptimierung durch Integration von Vitaldaten
- ‚Vitale‘ Intralogistik – Menschzentrierung durch Integration von Vitaldaten in die betrieblichen Prozesse (.pdf)
- Industrienetzwerk »Im Sprint zur Fabrik 4.0«
- Zu allen Beiträgen der Blogreihe »Im Sprint zur Fabrik 4.0«
Kategorien: Digitalisierung, Innovation, Mensch-Technik-Interaktion
Tags: Digitalisierung, HCI, Im Sprint zur Fabrik 4.0 – Blogreihe zum Industrienetzwerk, Industrie 4.0, Produktion, Produktionsarbeit der Zukunft, Produktionsmanagement