»Ja klar nutzen wir Roadmaps bei uns in der Organisation« – das ist die Antwort, die bei der Erwähnung der Methode häufig als direkte Antwort kommt. Allerdings variiert das Verständnis, was eine Roadmap ist oder sein kann, stark. Es stellt sich heraus, dass der Begriff der Roadmap häufig für Projektpläne, die Formulierung von Zielstellungen oder eine Vision verwendet wird. Dieses Phänomen wollten wir mit unserer ersten Durchführung der Praxisstudie Roadmapping etwas genauer untersuchen – und gleichzeitig einen Impuls geben, wie Roadmaps für die Planung komplexer Systeme genutzt werden können. Unsere erste Studie zu dieser Fragestellung konnten wir nun in einem internationalen Team und mit vielen Ergänzungen auf den aktuellen Stand bringen.

Zuallererst: Wir verstehen unter Roadmapping ein Werkzeug der strategischen Planung oder des strategischen Managements. Es geht darum, in einem längerfristigen Zeithorizont die Navigation in komplexen (Innovations-)Systemen zu unterstützen. Hierzu gehören als wichtige Elemente sowohl die Zieldefinition als auch der Vergleich unterschiedlicher Handlungsoptionen. Grundlage einer Roadmap ist die Zeitachse, in der der Status Quo, das Zielbild und der Weg zwischen Status Quo und Zielbild abgebildet werden. Ebenso gehört dazu die Abbildung unterschiedlicher Ebenen, wie bspw. Technologien, Produkte und Märkte, aber auch Kompetenzen, Komponenten, Prozesse oder Trends, um Schnittstellen zwischen unterschiedlichen Planungsebenen transparent zu machen.

»Roadmaps ermöglichen es, in Anlehnung an die Metapher einer Straßenkarte, unterschiedliche Wege zu einem strategischen Ziel zeitlich einzuordnen, zu verknüpfen, übersichtlich darzustellen und über Organisationseinheiten hinweg transparent planbar zu machen.«

Die Praxisstudie Roadmapping – Update 2023

Nun zu unserer Studie. Wie bei der ersten Durchführung besteht unsere Zielgruppe aus Organisationen, bei denen Roadmaps im Einsatz sind. Im Update der Studie konnten wir über eine Online-Umfrage 190 Teilnehmende gewinnen. Die Fragen zielen dabei sowohl auf die Inhalte und Ausgestaltung der Roadmaps selbst als auch deren organisatorische Einbindung ab. Daraus ergeben sich vier Gliederungspunkte:

Einsatzbereiche und Inhalte von Roadmaps
Zu welchem Zweck kommen Roadmaps in Organisationen zum Einsatz, welche Inhalte werden über welche Reifestadien hinweg darin abgebildet und welcher Zeithorizont wird berücksichtigt?

  • Organisatorische Einbindung
    In welchen Organisationsbereichen liegt die Zuständigkeit für die Konsolidierung von Roadmaps, wie werden andere Bereiche eingebunden, welche Aktivitäten sind als Prozesse definiert und in welchem Zeitabstand werden die Roadmaps aktualisiert?
  • Informationsquellen, Methoden und Tools
    Auf welche Informationsquellen wird für den Aufbau und die Aktualisierung von Roadmaps zurückgegriffen, welche Methoden komplettieren den Einsatz von Roadmaps und welche Software- und Datenanalyse-Tools kommen unterstützend zum Einsatz?
  • Herausforderungen und Best Practices
    Wo liegen die wesentlichen Herausforderungen des Roadmapping, welche Methoden, Strukturen und Prozesse werden von teilnehmenden Organisationen als empfehlenswert erachtet und was sollte bei der Einführung oder Verstetigung von Roadmaps unbedingt vermieden werden?

In der Studie wird sowohl der jeweilige aktuelle Stand dargestellt als auch auf die Veränderungen im Vergleich zur Durchführung der Studie 2015 und auf die Korrelationen zwischen den unterschiedlichen Ausprägungen eingegangen. Als erster und wichtiger Einblick, stellt die folgende Abbildung die Übersicht zu den wichtigsten Informationsquellen, die von den Teilnehmenden für die Erstellung und das Update von Roadmaps zum Einsatz kommen, dar. Es zeigt sich hier, dass unter den Teilnehmenden die Marktperspektive die mit Abstand wichtigste Informationsquelle zu sein scheint. Überraschend war es für uns, dass die marktorientierte Auswahl an Informationsquellen nicht die organisatorische Verantwortlichkeit widerspiegeln: Marketing und Vertrieb werden eher konsultiert oder informiert, als dass sie eine verantwortliche Rolle im Roadmapping einnehmen.

Abbildung: »Was sind die wichtigsten externen Quellen für die Aktualisierung von Roadmaps?« (n=130, Mehrfachnennung möglich), Praxisstudie Roadmapping Update 2023, Seite 18

Abbildung: »Was sind die wichtigsten externen Quellen für die Aktualisierung von Roadmaps?« (n=130, Mehrfachnennung möglich), Praxisstudie Roadmapping Update 2023, Seite 18

Fazit und weitere Informationen

Die Methode des Roadmapping ist nicht in ihrer Entwicklung stehengeblieben. Insbesondere die technologischen Möglichkeiten für Softwareunterstützung, Visualisierung und automatischer Datenanalyse verlangen nach neuen, integrierteren und digitaleren Vorgehensweisen. Gleichzeitig wächst damit auch der Fokus für erfassbare Daten und die Komplexität. Verschiedene methodische Ansätze zur Identifikation, Bewertung und Planung von Objekten auf einer Roadmap müssen berücksichtigt werden. Auch der mögliche Impact angestrebter Entwicklungen in entsprechenden Ökosystemen rückt in unserer neuen Untersuchung in den Vordergrund. Diese und weitere Einblicke finden sich direkt in der Studie, die als Open Access Veröffentlichung in Deutsch und Englisch zum kostenfreien Download zur Verfügung steht.

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Sven Schimpf

Interdisziplinärer Forscher und Vordenker im Fraunhofer-Verbund Innovationsforschung. Bloggt rund um das Thema strategisches Innovations-, Technologie- und F&E Management. Warum? Weil spannende Ideen und technologische Möglichkeiten, die Mehrwert generieren, diskutiert und verbreitet werden müssen!

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