Einen Blick in die Zukunft wünscht sich nahezu jedes Unternehmen. Leider gibt es in der Realität weder eine Glaskugel noch ein Orakel, die uns die Zukunft verlässlich vorhersagen können. Abhilfe in diesem Dilemma schafft die Szenariotechnik: Damit entwerfen wir nicht nur ein wahrscheinliches, sondern gleich mehrere mögliche und repräsentative Zukunftsbilder. Im von der EU geförderten Projekt »INTRAW – International Raw Materials Observatory« haben wir auf diese Weise drei Szenarien entwickelt, wie die weltweite Rohstoffsituation im Jahr 2050 aussehen könnte.

Zukunftsszenarien für die weltweite Rohstoffsituation im Jahr 2050

Scenario 1: SUSTAINABILITY ALLIANCE
Scenario 2: UNLIMITED TRADE
Scenario 3: NATIONAL WALLS

Drei Szenarien für das Jahr 2050: Allianz für Nachhaltigkeit, grenzenloser Handel oder nationale Isolation. Mit welcher Strategie wäre Ihr Unternehmen in den drei Szenarien erfolgreich?

Ziel des Projekts war die Erstellung von Handlungsempfehlungen für Unternehmen und politische Akteure in der EU, insbesondere auf Basis eines Benchmarks mit ausgewählten Referenz-Ländern wie den USA, Südafrika, Japan und Kanada. Dass pauschale Handlungsempfehlungen kaum möglich sind, haben die letzten Jahre gezeigt, in denen es ein gewisses Ungleichgewicht zwischen der vorausgesagten und der tatsächlichen Rohstoffverfügbarkeit gab.

Entwicklung von robusten Handlungsempfehlungen

Hier ist der Punkt, an dem die Zukunftsszenarien ins Spiel kommen. Mithilfe der Szenariotechnik wird der Betrachtungsgegenstand strukturiert analysiert und relevante Einflussfaktoren identifiziert. So können wir Entwicklungen jenseits der Offensichtlichen erkennen und einkalkulieren. Für jedes Szenario wird dann geprüft: passt die strategische Ausrichtung des Unternehmens? Wie sieht eine robuste Strategie aus, die bei Eintritt aller Zukunftsszenarien erfolgreich sein kann? Im Fall der Szenarien im Projekt INTRAW wurden die Handlungsempfehlungen mit den jeweils konsistenten Zukunftsszenarien verknüpft. Dies ermöglicht Unternehmen wie politischen Akteuren ein robustes Set an Maßnahmen langfristig zu planen und dann entsprechend auf Basis der tatsächlichen Entwicklungen auszuwählen.

Bewusstsein für »multiple Zukünfte«

Ein wesentlicher Mehrwert der Szenariotechnik ist die Schaffung eines Bewusstseins auf allen Unternehmensebenen, dass es mehr als eine mögliche zukünftige Entwicklung geben kann, man spricht auch von »multiplen Zukünften«. Die tatsächliche Zukunft muss sich nicht unbedingt aus der Vergangenheit fortschreiben, sondern kann komplett andere und auch weniger wahrscheinliche Formen annehmen.

Was würden Sie Ihrem Unternehmen aus der Zukunft raten?

Richtig interessant wird es, wenn entwickelte Szenarien nicht nur im Kreis der direkt Beteiligten genutzt werden. Ein Instrument hierfür ist das Konzept der Postkarten aus der Zukunft oder »Postcards from the Future«: Beteiligte werden dazu angehalten, sich in eines der Szenarien und damit in das Jahr 2050 hineinzuversetzen und der eigenen Organisation eine Postkarte mit Hinweisen und Handlungsempfehlungen zu schreiben. Soll ein Unternehmen weitermachen wie bisher oder bedeutet vielleicht sogar die aktuelle strategische Ausrichtung den Untergang in einem der Szenarien?

In meinem nächsten Blogbeitrag nehme ich das Szenario der »Sustainability Alliance« oder Allianz für Nachhaltigkeit im Jahr 2050 näher unter die Lupe. Eine Übersicht der Einflussfaktoren für die einzelnen Szenarien senden wir gerne auf Nachfrage zu und stehen zur Verfügung, wenn Sie Unterstützung bei einem moderierten Prozess oder bei der Weiterentwicklung der Szenarien für Ihr Unternehmen wünschen.

Die im Projekt INTRAW entwickelten Szenarien stehen in Form von Postern, Postkarten und einer Broschüre mit Szenario- und Prozessbeschreibung zur weiteren Verwendung zur freien Verfügung. Was würden Sie Ihrem Unternehmen rückblickend aus dem Jahr 2050 raten?

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Sven Schimpf

Interdisziplinärer Forscher und Vordenker im Fraunhofer-Verbund Innovationsforschung. Bloggt rund um das Thema strategisches Innovations-, Technologie- und F&E Management. Warum? Weil spannende Ideen und technologische Möglichkeiten, die Mehrwert generieren, diskutiert und verbreitet werden müssen!

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