IAO-Blogreihe zum Wissenschaftsjahr 2015: »Zukunftstadt«

Automaten haben einen festen Platz in unseren Stadtlandschaften. Anlässlich neuer Gadgets im Bereich der Mobilgeräte wird zwar regelmäßig das komplette Verschwinden der Automaten oder ihr »Wandern in die Hosentasche« prophezeit, doch die Anforderung, dass Services im öffentlichen Raum möglichst für alle zugänglich sein sollen und die zu beobachtende Langlebigkeit von Parkautomaten und Co. lässt vermuten, dass sie uns auch in Zukunft noch eine Weile erhalten bleiben werden.

Der Automat als Drucker: Immer noch ganz praktisch

Eine der Hauptfunktionen von Automaten, die derzeit am häufigsten genutzt wird – das Drucken von Belegen, Tickets und Informationen – ist zwar theoretisch digitalisierbar. Es fehlt aber an Standards, die sicherstellen, dass alles auch auf digitalem Weg an die richtige Adresse gelangt. Und an effizienten und praktischen Authentifizierungsmechanismen. Nicht zuletzt erfordern bestehende Prozesse in Unternehmen oft, dass beispielsweise ein gedruckter Zahlungsnachweis eingereicht wird, und bieten so keinen Anreiz zur Systemumstellung.

Wenn das Smartphone gerade nicht kann…

Aus Sicht der Serviceanbieter und um Ressourcen zu sparen (Thermodruckpapier ist oft sehr giftig), wäre jedoch zumindest das Angebot einer rein digitalen Abwicklung des Vorgangs wünschenswert. Warum ich dann überhaupt noch einen Automaten benutze, wenn doch alles auch übers Smartphone geht? Vielleicht, weil ich gerade damit telefoniere. Vielleicht, weil mir das Lesen von Informationen auf einem größeren Display leichter fällt. Vielleicht, weil ich zu Gast in einer Stadt bin und noch nicht App und e-Ticketsystem des lokalen ÖPNV-Betriebs installiert habe. Vielleicht, weil mein Akku zur Neige geht. Ein Automat, der ihn wieder blitz-befüllt, wäre jetzt praktisch.

Sharing auf Automatenebene: Ein Automat, viele Services

Auch bei der Ausgabe physischer Gegenstände ist der Automat noch nicht ersetzbar. Viele Berufstätige schätzen es, wenn sie ihr Paket rund um die Uhr abholen können. Das direkte Erhalten der Ware nach Geldeinwurf ist insbesondere bei Getränken oder Schokoriegeln ein wichtiger Teil des Nutzungserlebnisses. Der Bestell- und Lieferprozess ist auf ein Minimum reduziert. Vielleicht werden in Zukunft dynamische Lieferdienste manche der Funktionen übernehmen. Vielleicht werden sich auch die Anbietenden von Diensten und Waren die Hardware von Automaten oder Service-Terminals teilen. Wie das aussehen könnte, zeigen wir auf der Webseite des Verbundprojekts »Erlebnis Automat« mit zwei Videos.

Ein Automat, wie er DIR gefällt: Autokonfiguration je nach Vorliebe

Zurzeit entwickeln wir in einem Nachfolgeprojekt zusammen mit Anwendungspartnern Ideen und Konzepte für die Self-Services der Zukunft.
Im europäischen Forschungsprojekt Cloud4All haben wir ein System auf einen Fahrscheinautomaten angewendet, welches Schriftgröße und Kontrast bei Bedarf anpasst. Diese »autoconfiguration from profile« und Verbindung mit Assistenztechnologien macht die Nutzung von Automaten für manche Menschen erst möglich. Sie erlaubt ein an persönlichen Bedürfnissen oder Vorlieben ausgerichtetes Nutzungserlebnis.

Ich bin gespannt, welche Automaten und Terminals es in der Stadt der Zukunft geben wird. Womöglich wird sich mit der Verbreitung von Carsharing und anderen Systemen für die gemeinsame Nutzung von Ressourcen auch der Multi-Service-Automat durchsetzen. Für den Fall haben wir am Fraunhofer IAO jedenfalls schon mal einen Protoypen im Labor stehen.

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Kategorien: Digitalisierung, Mensch-Technik-Interaktion
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