Logistik wird in Zukunft keine Branche mit konkurrierenden Einzelsystemen sein, sondern ein global vernetztes System miteinander verbundener Datenströme und Lieferwege. Die Grundlage dafür bietet das so genannte Physical Internet, das Daten- und Warenströme genauso integriert wie lokale und globale Netzwerke. Doch die schöne neue Logistikwelt schafft nicht nur Möglichkeiten, sondern auch neue Herausforderungen: Je weniger Bedeutung einzelne Transportnetze und Anbieter haben, desto stärker wird das Bedürfnis nach Qualitäten, die sich nicht nur technisch erzeugen lassen: Verlässlichkeit, Sicherheit und Vertrauen rücken für Kunden und Dienstleister gleichermaßen in den Mittelpunkt.

Physical Internet: Die neue Ordnung zwischen lokal und global

Im Physical Internet erbringen nicht mehr einzelne Akteure komplette Logistikleistungen, sondern Netzwerke, in denen zahlreiche Akteure miteinander interagieren. Waren werden reibungslos von einem Akteur zum nächsten übergeben und per durchgehender Datenerfassung von der Beauftragung bis zur Lieferung überwacht und gemanagt. Zahlreiche Wechselknoten sorgen dafür, dass die Übergänge zwischen den einzelnen lokalen Gliedern der globalen Logistikkette reibungslos funktionieren. In diesen Wechselknoten – früher auch unter dem Begriff »Shamrock Hub« bekannt – werden entweder die Auflieger zwischen den Zugmaschinen gewechselt oder die Container auf das jeweils passende Transportmittel umgesetzt, egal ob HyperLoop, Eisenbahn, Schifffahrt oder manuell bediente Lastkraftwagen. Gerade lokale Anbieter werden für das globale Logistiknetz wichtig, weil ihnen ihre Ortskenntnis ermöglicht, den Status der Verkehrswege zu beobachten und Störungen schneller beheben zu können.

Physical Internet in der Intralogistik: Der Faktor Mensch wird aufgewertet

Das Physical Internet hört aber nicht an den Werkstoren auf. Die flächendeckende Verwendung von standardisierten, aber modular aufgebauten Ladungsträgern hat die in der Logistik arbeitenden Menschen physisch entlastet. Mit dem durchgängigen Einsatz von adaptiven Robotern verschwanden die letzten unattraktiven Tätigkeiten in der operativen Logistik. Die Mitarbeiter im Physical Internet setzen ihre kreativen, kognitiven, kooperativen und kommunikativen Fähigkeiten dazu ein, vertrauensvolle und verlässliche Beziehungen zu ihren Kunden und Dienstleistern aufzubauen, zu entwickeln und zu erhalten. Auf diese Weise können kurzfristig individuelle Lösungen angeboten und auf Störungen aller Art reagiert werden. Menschen sind der Garant für Agilität, Anpassungsfähigkeit und Kundenbindung.

Prävention für die wichtigste Logistik-Ressource: Die eigenen Mitarbeitenden

Verlässlichkeit und Vertrauen bilden auch heute schon die fundamentale Basis kundenorientierter Logistikdienstleistungen. Technische Systeme und lernende Algorithmen können diese fundamentalen Eigenschaften nicht gewährleisten. Menschen sind mehr als ausführende Bioroboter. Sie geben einem Logistiksystem ein Gesicht. Ihre kreativen, kognitiven, kommunikativen und kooperativen Fähigkeiten sind entscheidend für den Aufbau und den Erhalt langfristiger fruchtbarer Beziehungen zu Kunden und Partnern. Doch Fachkräftemangel und demografischer Wandel erschweren sowohl die Rekrutierung von Nachwuchs als auch das Halten von eingearbeiteten Mitarbeitenden. Wenn diese zur Schlüsselressource werden, muss die Technik diese Ressource entlasten, wo immer es möglich ist. Die Technik ist also nicht mehr nur die globalisierte Infrastruktur der Logistik, sondern wird mehr und mehr zum Schutz, zur Unterstützung und zur Prävention für die Mitarbeitenden eingesetzt werden. Gerade in der operativen Logistik können Mitarbeitende durch einfache Maßnahmen entlastet und deren Arbeitsplätze wettbewerbsfähig, attraktiv, persönlichkeits-, lern- und gesundheitsförderlich gestaltet werden. Im Rahmen des vom BMBF geförderten Forschungsvorhabens PREVILOG haben wir 23 Prinzipien zur präventiven Gestaltung von Arbeitssystemen der Intralogistik entwickelt und erfolgreich bei unseren Projektpartnern angewandt – probieren Sie sie doch mit uns aus!
Gelegenheit dazu gibt unser kostenloses Seminar am 16. April 2021.

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