Wissenschaftsjahr 2013: Die demografische Chance

Warum kommen Ambient Assisted Living (AAL)- Technologien nur selten über den Status von Forschungsprojekten hinaus und schaffen den Durchbruch am Markt? Auf zwei wesentliche Stolpersteine bei der Umsetzung hat mein Kollege Thomas in seinem Blog-Beitrag kürzlich hingewiesen: Einerseits werden bei der Entwicklung neuer Assistenzsysteme die Bedürfnisse und Anforderungen der zukünftigen Anwender zu wenig beachtet. Andererseits fehlt es, abgesehen von wenigen Ausnahmen, an nutzer- und dienstleistungsorientierten Geschäftsmodellen , sowohl bei Assistenzsystemen für das häusliche Umfeld als auch für die stationäre Pflege. Ziel der Unternehmen und Forschungseinrichtungen muss es also sein, ihre Produkte und Geschäftsmodelle stark an den älteren Menschen und Pflegekräften auszurichten, um marktfähige AAL-Lösungen zu entwickeln.

Techniklust statt -frust: keine Frage des Alters

Stattdessen begründen viele Unternehmen das Scheitern von AAL-Technologien mit einer angeblich fehlenden Technikakzeptanz der älteren Menschen oder einer Angst von Pflegekräften vor dem Verlust ihrer Arbeit. Solche Erklärungsversuche greifen meiner Meinung nach jedoch zu kurz und wurden auch in verschiedenen Untersuchungen widerlegt. Sowohl die älteren Menschen als auch Pflegekräfte sind durchaus in der Lage und auch bereit, sich mit innovativen Technologien auseinanderzusetzen und diese zu verwenden. Eine wesentliche Voraussetzung dafür ist jedoch, dass sie einen deutlichen Mehrwert der AAL-Technologien gegenüber bisherigen Lösungen erkennen können. Ist ein solcher Nutzenvorteil jedoch nicht vorhanden oder nicht erkennbar, entsteht bei den Älteren und Pflegekräften – wie bei jeder anderen Nutzergruppe auch – keine Akzeptanz für neue technologische Lösungen.

AAL-Dreiklang: Nutzen ermitteln, schaffen und kommunizieren

Unternehmen sollten sich daher zwei Fragen bei der Entwicklung von AAL-Lösungen stellen: 1. Wie lassen sich möglichst nutzenstiftende AAL-Technologien für die Älteren und Pflegekräfte entwickeln? 2. Wie kann der Nutzen der Lösung an die Zielgruppe kommuniziert werden (Stichwort »AAL-Marketing«)? Zumindest zur Beantwortung der ersten Frage stehen zahlreiche Beispiele aus der Technologieentwicklung zur Verfügung. So ist es in vielen anderen Bereichen üblich, die Nutzer frühzeitig in die Forschung und Entwicklung von neuen Technologien zu integrieren. Das Feedback der Nutzer nimmt dabei die Marktreaktion vorweg und verdeutlicht Fehlentwicklungen frühzeitig. Im AAL-Umfeld fokussieren dagegen viele Forschungsprojekte hauptsächlich die technischen Leistungsspezifikationen. Als Folge entstehen häufig technisch einwandfreie und hoch innovative AAL-Lösungen, die jedoch die Bedürfnisse der Nutzer verfehlen und damit am Markt scheitern müssen.

Welche weiteren Vorteile eine frühe Nutzerintegration in den Entwicklungsprozess für den Markterfolg bringen kann, möchte ich morgen in einem weiteren Blogbeitrag am Beispiel des aktuell laufenden Forschungsprojekts »GeniAAL« vorstellen.

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Kategorien: Mensch-Technik-Interaktion, New Work / Connected Work
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