Die EU hat die Smart Cities-Initiative ausgerufen, und viele Länder folgen. England mit dem »Future Cities Catapult«, bei dem die britische Regierung 150 Millionen Pfund in die Entwicklung von »Smart Cities« steckt; Frankreich mit seiner nationalen »Investments for the Future«-Initiative, bei der insgesamt 35 Mrd. € in innovative Zukunftsprojekte –und bis zu 20 Prozent davon in die Entwicklung von Smart Cities gesteckt werden. Wie ist die Situation in Deutschland?

Mit der Nationalen Plattform Zukunftsstadt wurde im Juli 2013 ein multidisziplinärer Agendaprozess initiiert. Das ist nicht verkehrt – zumal hier gemeinsam mit allen relevanten Anspruchsgruppen definiert wird, in welche Projekte Deutschland die im Aktionsplan für die Hightech-Strategie 2020 festgelegten Budgets für »CO2-neutrale, energieeffiziente und klima-adaptierte« Städte investieren möchte. Das Problem dabei: es kostet Zeit. Vor Frühjahr 2015 ist hier nicht mit Bewegung zu rechnen.

Dabei schreitet die EU mit ihrer Smart-City-Initiative munter weiter und zieht andere Länder mit. Österreich hat bereits mehrere Forschungsprogramme und Demonstrationsprojekte für smarte Städte und integrierte Quartiere aufgelegt. Deutschland droht ins Hintertreffen zu geraten. Als spannende Frage bleibt aber nach wie vor die Wahl der richtigen Strategie zur Transformation unserer Städte bestehen: Selbst 200 Mio. € Fördermittel wie im aktuellen Smart Cities Call der EU in HORIZON 2020 werden kaum zu einem großflächigen Wandel beitragen; in vielen Städten gibt es einzelne Gebäude, die mehr gekostet haben. Es gilt somit individuelle Strategien zu entwickeln, die urbane Transformation als Chance und gleichzeitig auch Markt verstehen, der attraktiv ist für öffentliches und privates Kapital. Dafür braucht es Systeminnovationen, die akteursübergreifend vorbereitet und entwickelt werden.

Die aktuelle deutsche Antwort auf den Megatrend »Smart City« ist daher viel eher in innovativen Formaten wie Innovationsnetzwerken zu suchen. Mit der »Morgenstadt-Initiative« hat die Fraunhofer-Gesellschaft führende Akteure aus der deutschen Industrie, Forschung und Städtelandschaft frühzeitig in einem Netzwerk zusammengeführt und auf der europäischen und internationalen Ebene mit wesentlichen Playern wie der EU-Kommission, der Europäischen Investitionsbank, dem MIT, der World Business Council of Sustainable Development oder ICLEI vernetzt. Seit Mai 2012 haben die Projektpartner in der Forschungsphase I bereits wichtige Inhalte für die Stadt der Zukunft erarbeitet. Zunächst wurden sechs internationale Vorreiterstädte von 50 Experten aus 12 Fraunhofer-Instituten systemisch auf ihre wesentlichen Erfolgsfaktoren für eine nachhaltige Stadtentwicklung untersucht (Kopenhagen, Freiburg, Singapur, New York, Berlin und Tokyo). Dabei standen unterschiedliche Innovationsprinzipien und erfolgreiche Herangehensweisen bei der integrierten Entwicklung einer nachhaltigen und zukunftsweisenden Stadt im Fokus. Ergebnis war neben der detaillierten Analyse von über hundert Best Practices ein integriertes System-Modell für eine nachhaltige Stadtentwicklung, dass die Schnittstellen von Technologien, Geschäftsmodellen und Governance-Ansätzen zusammenführt.

Jetzt geht das Netzwerk in die Umsetzung. Mit den Mitgliedskommunen werden gezielt die Fördertöpfe der EU adressiert und innovative Projekte ins Leben gerufen wie:

  • Modulare Konzepte für nachhaltige Gewerbegebiete
  • Elektromobile Stadtquartiere
  • Innovationen zur Transformationen von Bestandsquartieren
  • Smart Governance Modelle
  • Stadtverwaltung der Zukunft
  • Intelligente Vernetzung von Energie, Wasser, Mobilität und Städtebau
  • Grüne Infrastruktur und urbane Ökosystem-Dienstleistungen

Dies sind einige Beispiele für Projekte, die aus dem Innovationsnetzwerk entstehen und zukünftig wohl auch die Deutsche Strategie für »Smart Cities« mit beeinflussen. Nebenbei hat die Fraunhofer-Gesellschaft einen neuen Ansatz für das Innovationsmanagement von urbanen Systemen demonstriert: vernetzt, interdisziplinär und unter Berücksichtigung der kommunalen Bedarfe sowie der Kompetenz führender Technologie-Unternehmen und der neutralen Position der angewandten Forschung.

Der Wettbewerb zu Innovationen ist immer auch ein Wettbewerb der Innovationssysteme. Angesichts der Leistungsbilanz der Innovationsnetzwerke lohnt es sich für England, Frankreich und Österreich, einen Blick auf die Netzwerke für Smart Cities zu werfen.

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Kategorien: Future Mobility, Innovation, Nachhaltigkeit, Stadtentwicklung
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