Blogreihe »Spontanhelfende im Bevölkerungsschutz«
Spontanhelfende sind bei Krisen unverzichtbar, doch um ihre Hilfe effektiv einzusetzen, müssen Einsatzkräfte und Behörden bestimmte Voraussetzungen schaffen. Durch gezielte Einbindung und effektive Kommunikation können ihre vielfältigen Fähigkeiten optimal genutzt werden, wie Projekte und Krisenerfahrungen zeigen.

Bei Krisen und Katastrophen spielen Spontanhelfende eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung der Herausforderungen, denen Gemeinschaften gegenüberstehen. Ihre schnelle Reaktion, ihre vielfältigen Fähigkeiten und ihre Bereitschaft, anderen in Not zu helfen, machen sie zu einer wichtigen Ressource. Doch um ihre Hilfe effektiv zu nutzen und sicherzustellen, dass sie einen positiven Beitrag leisten können, müssen Einsatzkräfte und Behörden bestimmte Voraussetzungen schaffen.

Wenn Menschen in einer kritischen, vielleicht sogar bedrohlichen Situation zusammenarbeiten sollen, müssen wir zunächst einmal ihre Motivation verstehen.

Motivation: Der innere Antrieb aller Helfenden

Welche Motivation nennen Menschen, die in Krisen- und Katastrophenlagen helfen wollen? Hierbei muss unterschieden werden zwischen der Motivation der Spontanhelfenden und der professionellen Einsatzkräfte.
Spontanhelfende nennen oftmals die eigene Betroffenheit bzw. die Betroffenheit von Familie und Bekannten. Allerdings werden auch christliche Werte wie Nächstenliebe und das christliche Menschenbild als Motivation genannt, einander zu helfen. Auch der Gedanke, in Krisensituationen selbst Hilfe zu erhalten, spielt eine Rolle.
Die Einsatzkräfte nennen den Spaß bei der Hilfe und die besondere Rolle in der Gesellschaft. Aber auch die Gemeinschaft in den Hilfsorganisationen haben eine besondere Bedeutung für ihre Motivation. Bei beiden Gruppen die Empathie mit den Betroffenen genannt.
Diese Motive können beide Gruppen zusammenführen, wenn sie aufgegriffen werden – oder für Frustration und Konflikte sorgen, wenn nicht.

Organisation von Spontanhilfe

Viele professionelle Einsatzkräfte sehen in unkoordiniert Helfenden eine Beeinträchtigung oder sogar Gefahr für ihre Arbeit. Damit sich diese Haltung ändert, müssen sie befähigt werden, die Ressourcen und Kompetenzen der Freiwilligen zu nutzen und effektiv einzubinden. Ebenso müssen die Strukturen und Prozesse vor Ort an die Spontanhelfenden angepasst werden. Dazu gehören beispielsweise Kontaktpunkte und Ansprechpersonen für die Spontanhelfenden, um die Kommunikation und Koordination zu vereinfachen. In einem ersten Schritt sollten sich die Koordinatoren vor Ort einen Überblick über die vorhandenen Ressourcen verschaffen. Bevor Anwohner und Freiwillige eingesetzt werden, muss eine effektive Vorplanung die wichtigsten Informationen für alle Anwesenden vor Ort bereitstellen.
Eine gute Vorbereitung mit den Informationen, auch zur Psychosozialen Notfallversorgung und den Erfordernissen des Arbeitsschutzes, ist hier aus sicherheitstechnischer und rechtlicher Sicht ebenfalls wichtig – auch die Versorgung der Helfenden mit Essen, Trinken, sanitären Grundlagen. Ein Rückzugsort kann für alle Helfenden wichtig werden, um Erlebtes verarbeiten zu können.

Informationen teilen, gemeinsam helfen

Für eine effektive Zusammenarbeit und auch die Möglichkeit intuitiv richtig zu handeln, müssen alle Beteiligten eine gemeinsame Vorstellung von der Aufgabe und ihrer Rolle haben. Deshalb müssen Informationen möglichst allen mitgeteilt werden, um einen erfolgreichen Einsatz möglich zu machen.
Diese gemeinsame Vorstellung entsteht durch zielgerichtete Kommunikation. Die Meldung zur benötigten Hilfe muss in den richtigen Kanälen verbreitet werden, insbesondere wenn Fachwissen oder Fachkompetenzen benötigt werden. In Krisen- und Katastrophenlagen gibt es viele strikte Regeln, die richtig an die Anwesenden kommuniziert werden müssen. Art und Stil der Kommunikation entscheiden darüber, ob Beteiligte zusätzlich motiviert oder frustriert werden. Respekt und Umgang auf Augenhöhe sind deshalb obligatorisch. Am Fraunhofer IAO erarbeiten wir deshalb aktuell ein entsprechendes Kommunikationskonzept.

Besser helfen: Integrierte Lösungskonzepte

Eine Einsatzlage birgt immer Risiken: Offensichtliche, wie die Gefahr aus der Katastrophenlage selbst, aber auch Risiken und Gefährdungen durch die Helfenden, wenn Aufgaben nicht koordiniert werden.
So gibt es immer wieder Spontanhelfende, die Krisen für die eigene politische Agenda nutzen möchten, oder Gruppen, die keine Autorität anerkennen. Auf Seiten der Einsatzkräfte ist oftmals wenig Zeit, um sich mit den Spontanhelfenden auseinanderzusetzen und zusätzlich zu den eigenen Aufgaben die Koordination anderer zu übernehmen. Daraus wird deutlich, dass übergreifende Lösungen entwickelt werden müssen, bevor es zu einem Einsatz kommt. Wir am Fraunhofer IAO forschen an praktischen Ansätzen, um für eine effektive und effiziente Einbindung von Spontanhelfenden zu sorgen. Eine gute Koordination kann alle Beteiligten motivieren und auch für die Entlastung professioneller Einsatzkräfte sorgen. Mit unseren Vorschlägen und entsprechenden Weiterbildungsmöglichkeiten möchten wir sie befähigen, für sich und für andere das Beste aus der spontanen Hilfsbereitschaft zu machen.

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