Frühstück in München, Mittagessen in Frankfurt und Abendessen in Berlin. Was sich nach einem exklusiven Jet-Set-Leben für Wohlbetuchte anhört, könnte in Zukunft Realität für jedermann werden – mithilfe eines fliegenden Fahrzeugs für den Individualverkehr.

Eine konsequente disruptive Mobilitätsinnovation ist bislang ausgeblieben

Der Traum vom fliegenden Auto ist beinahe so alt wie das Auto selbst. Schon Henry Ford sagte zu seiner Zeit: »Erinnert euch an meine Worte: Irgendwann wird es eine Kombination aus Flugzeug und Auto geben.« Die technologischen Voraussetzungen für die Entwicklung eines solchen, oft auch Flugauto genannten, symbiotischen Fortbewegungsmittels sind schließlich bereits seit Langem geschaffen: durch die Erfindung des Automobils im Jahr 1879, des Flugzeuges im Jahr 1903 und des Helikopters im Jahr 1935 – letzterer im Übrigen ausgehend von einem fliegenden Fahrrad. Einige Prototypen von Flugautos wie der Terrafugia Transition haben es heutzutage bereits in Kleinserie zu einem Kaufpreis von etwa 200 000 Dollar geschafft. Auf der Consumer Electronics Show 2016 wurde nun ein drohnenähnlicher Quadrokopter mit Autopilot vorgestellt, der eine Person ohne Flugschein bis zu 32 Kilometer weit in einer Höhe von bis zu 3,5 Kilometern befördern kann. Sind dies die Vorboten eines neuen Zeitalters in der individuellen Fortbewegung? Und stellt das Flugauto nicht weniger als die konsequente, aber aus bestimmten Gründen ausgesetzte Weiterentwicklung der Fortbewegungsmittel in der Evolutionskette dar, die mit dem Reiten von Tieren ihren Anfang nahm?

Der Markt für schnelle Individualmobilität ist riesig

Stellen Sie sich vor, es gäbe ein für den Transport von wenigen Personen ausgelegtes und bezahlbares Flugauto, das es ermöglicht, zwischen Städten mittels Autopilot Überlandflüge ohne Flugschein durchzuführen, während der innerstädtische Verkehr teilautomatisiert auf der Straße zurückgelegt wird. Würden Sie für Reisen – insbesondere von mittlerer Distanz – dennoch lieber das konventionelle Auto wählen? Würden Sie sich folglich auf das nichtlineare und mit Signalanlagen gespickte Straßennetz einschränken lassen? Denken Sie an die dauerhaft akute Gefahr von Staus, die bereits heute jeden Deutschen jährlich im Schnitt 39 Stunden kosten und vor dem Hintergrund der steigenden Verkehrsbelastung und des stagnierenden Ausbaus der Infrastruktur weiter zunehmen werden? Oder würden Sie das konventionelle Flugzeug als Reisemittel präferieren – mit allen zeitintensiven, aber notwendigen Unannehmlichkeiten wie Anfahrt, gegebenenfalls Parken, Gepäcktransport, Check-in, Gepäckabgabe, Pass- und Personenkontrolle? Wie wahrscheinlich die Mehrheit der Millionen Pendler in Deutschland tendieren Sie möglichweise zum Flugauto, in das Sie zu Hause einsteigen und das Sie über den direkten Luftweg ohne Umstieg an Ihr Ziel bringt. Das Bedürfnis nach schneller individueller Mobilität existiert. Ein zeitgemäßes Produkt fehlt jedoch.

Mobilitätsinnovation

Die Auswirkungen dieser disruptiven Innovation sind weitestgehend unerforscht

Bis ein praktikables und preiswertes Flugauto tatsächlich als Produkt auf dem Massenmarkt angeboten werden kann, wird noch einige Zeit verstreichen. Schließlich gilt es neben der eigentlichen Entwicklung eines zweckdienlichen und möglichst günstig herstellbaren Produkts auch die rechtlichen Rahmenbedingungen für den Betrieb eines solchen Vehikels zu klären und ein auf Sicherheit ausgerichtetes Betriebskonzept zu erarbeiten, das alle Einflussfaktoren berücksichtigt. Die Entwicklung des Flugautos ist daher stark abhängig von der Innovations- und Risikobereitschaft der Unternehmen, dem politischen Willen der öffentlichen Hand und nicht zuletzt der Adoptionsbereitschaft der Nutzer. Über die Auswirkungen des Flugautos auf den Verkehr, die Umwelt, die Wirtschaft, die Beschäftigung, die Städte sowie unsere Lebensqualität, Sicherheit und Gesundheit wurde bislang kaum geforscht. Sicher ist jedoch, dass das Produkt das Potenzial besitzt, unser individuelles Mobilitätsverhalten zu revolutionieren, den Trend zur Urbanisierung und steigenden Mietpreisen in Stadtzentren umzukehren und auf einmalige Art und Weise die Automobil- und Luftfahrtbranche zu verschmelzen. Durch radikales Leapfrogging kann es den First Movern zudem gelingen, die klassischen Marktstrukturen aufzubrechen und den Niedergang von heutigen Branchenprimi einzuläuten – mit weitreichenden volkswirtschaftlichen Auswirkungen. Deshalb ist gerade in einer stark von der Automobilindustrie geprägten Volkswirtschaft wie Deutschland eine profunde Analyse und Bewertung sämtlicher Teilaspekte zur ganzheitlichen Abschätzung der Folgen eines Flugautos unerlässlich.

Aus diesen Gründen beschäftige ich mich am Fraunhofer IAO mit der Beantwortung einiger dieser Fragestellungen. Sollten Sie Interesse an meiner Forschungsarbeit haben, würde ich mich freuen, wenn Sie sich mit mir in Verbindung setzen.

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Kategorien: Future Mobility, Innovation, Stadtentwicklung
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