Die Gesellschaft befindet sich in einer permanenten Krise. Das sagt zumindest der Katastrophensoziologe Martin Voss von der Katastrophenforschungsstelle in Berlin. Auch Ulrich Beck Beck, Ulrich (1986) hat so etwas vorausgesagt. Schaut man sich die Berichterstattung über die Lage der Welt derzeit so an, kann man wohl nur nickend zustimmen. Zuerst die Finanzkrise, dann Griechenland. Krieg in Syrien und die Flüchtlinge. Rechtsruck in Europa, Brexit und nun auch noch Donald Trump. Achja, und natürlich dürfen der Klima- und der demografische Wandel in der Aufzählung nicht fehlen, sind ja schließlich Dauerbrenner. Ja, tatsächlich, es scheint, als ob sich eine Krise an die andere reiht, mit bedeutenden Folgen für die Gesellschaft.
Neue Herausforderungen im Katastrophenschutz
Auch der Katastrophenschutz sieht sich in Anbetracht tiefgreifender Veränderungen – häufiger werdende Extremwetterereignisse, Nachwuchsprobleme im Ehrenamt, älter werdende Gesellschaft, höherer Anteil an Migranten, neue Krisen- und Bedrohungslagen – mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Welche Aufgaben kommen in Zukunft auf den Katastrophenschutz zu? Welche müssen die Behörden selbst übernehmen, welche können an andere Stellen delegiert werden? Wie kann man die Zivilgesellschaft sinnvoll einbinden? Und welche Rolle spielen eigentlich die (sozialen) Medien? Wer könnten weitere kompetente Partner sein? Und wie kann eine Zusammenarbeit sinnvoll gestaltet werden? Wie viele definierte Prozesse und Standards braucht es – und wie viel Flexibilität ist gefragt? Und wie kommt man, bei all den neuen Baustellen und drängenden Fragen, überhaupt »vor die Lage«, ins strategische Agieren und weg vom Reagieren? Man sieht, die Behörden und Organisationen im Katastrophenschutz spüren einen ordentlichen Veränderungsdruck.
Gemeinsam an Lösungen arbeiten: Beim Stuttgarter Runden Tisch 2017
Doch wie geht man mit dem Veränderungsdruck um und wo kommen die ersehnten Lösungen her? Wir sind der Meinung, dass der Schlüssel zur Antwort in einer Kultur der Zusammenarbeit liegt. Denn Expertise ist vorhanden – man muss sie nur finden und für sich gewinnbringend nutzen und einsetzen.
Um den Mehrwert der Kooperation zu erleben, greifen wir beim Stuttgarter Runden Tisch »Forschung im Bevölkerungsschutz« am 7. Februar 2017 zwei drängende Fragen des Katastrophenschutzes heraus: Wie gelingt die Einbindung von Spontanhelfern und anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren in das Krisenmanagement? Und wie kann die ambulante Versorgung von Pflegebedürftigen in Krisenfällen mit Hilfe anderer sichergestellt werden?
Wir laden Sie, liebe Vertreterinnen und Vertreter des Katastrophenschutzes, liebe Expertinnen und Experten der Spontanhelfer-Praxis, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommunaler Einrichtungen aus den Bereichen Katastrophenschutz und Soziales, Forscherinnen und Forscher und die interessierte Öffentlichkeit, herzlich ein, sich auszutauschen, zu vernetzen, gemeinsam an Lösungen zu arbeiten und eine Kultur der Zusammenarbeit zu leben. Denn eins ist sicher: Gemeinsam lässt sich auch eine permanente Krise leichter bewältigen.
Literatur: Beck, Ulrich (1986): Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne. Frankfurt am Main: Suhrkamp (Edition Suhrkamp, 3326).
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- Weitere Informationen zum Runden Tisch und Anmeldung:
http://s.fhg.de/runder-tisch - Mehr zum Thema Krisenmanagement und Bevölkerungschutz im IAO-Blog:
https://blog.iao.fraunhofer.de/tag/krisenmanagement/
Kategorien: Stadtentwicklung
Tags: Bevölkerungsschutz, Bürgerbeteiligung, Katastrophenschutz, Krisenmanagement