Das Datenzeitalter klopft an die Tür, die Möglichkeiten digitaler Technologien scheinen grenzenlos. Andererseits warnen Skeptiker vor übertriebenen Erwartungen. Ist die Zeit reif, um innovative, digitale Technologien im Unternehmen einzuführen? Und worauf sollten Sie dabei achten? Finden wir es heraus!

Wir nutzen doch schon längst Computer

Unternehmen setzen seit Jahrzehnten Computer ein, warum sollte die Digitalisierung die Arbeitswelt jetzt revolutionieren? Ganz einfach, weil mit dem globalen Wettbewerb, dem demografischen Wandel und gesellschaftlichen Megatrends riesige Herausforderungen für Unternehmen anstehen. Die neu entstehenden digitalen Technologien helfen, sie zu bewältigen.

Arbeit wird agil und individuell

Für Agilität und Innovationsfähigkeit im globalen Wettbewerb reduzieren Unternehmen die Hierarchie und bilden selbstorganisierte Teams. Ein gesellschaftlicher Megatrend zur Individualisierung verstärkt diese Bestrebungen, denn Autonomie und Selbstbestimmung machen die Arbeit attraktiver. Dezentrale Teams und selbstständig handelnde Menschen brauchen Managementinformationen. Hier kommen digitale Assistenzsysteme ins Spiel, die Informationen zusammenführen, situationsgerecht aufbereiten und dezentral bereitstellen.

Achten Sie auf die Benutzerfreundlichkeit (Usability) der Assistenzsysteme. Akzeptanz wird maßgeblich durch die Qualität der Benutzungsschnittstelle bestimmt und Erklärungskomponenten sorgen dafür, dass die Beschäftigten die Vorschläge des Systems nachvollziehen können.

Fachkräftemangel

Bereits heute fehlen Fachkräfte. Weil zunehmend höherwertige Aufgaben anstehen, müssen Wissensdefizite der verfügbaren Belegschaft durch Assistenzsysteme kompensiert werden, die beispielsweise die einzelnen Arbeitsschritte virtuell darstellen.

Klären Sie jedoch die Stoßrichtung dieser Unterstützung. Assistenzsysteme können die Angelernten detailliert anleiten und eng überwachen – dann werden die Beschäftigten niedrig qualifiziert bleiben. Fähigkeitserweiternde Assistenzsysteme unterstützen dagegen eine Qualifizierung in der täglichen Arbeit, etwa durch Lernvideos.

An dieser Stelle sei noch eine Anregung erlaubt. Die Unternehmen klagen über einen Mangel an IT-Spezialisten. Am knappen Angebot auf dem Arbeitsmarkt wird sich mittelfristig nichts ändern. Unternehmen sind deshalb gut beraten, ihre Fachkräfte selber zu entwickeln.

Der Nachwuchs wird knapp

Der demografische Wandel wird die Automatisierung vorantreiben. Denn über die nächsten zwei Jahrzehnte hinweg schrumpft die arbeitsfähige Bevölkerung in Deutschland. Für drei Menschen, die das rentenfähige Alter erreichen, kommen nur zwei ins arbeitsfähige Alter.

Prüfen Sie, welche Engpässe entstehen werden und ersetzen Sie die fehlende Kapazität menschlicher Arbeit durch digitale Systeme. Verfügbar sind nicht nur Computer und Automaten, sondern zunehmend auch 3-D Drucker, (kollaborative) Roboter als Kollegen und Smart Devices.

Gesundheit und lebenslanges Lernen

Die Belegschaft wird spürbar älter, muss aber trotzdem arbeitsfähig bleiben. Gesundheit und Qualifikation bis ins Alter gewinnen damit an existenzieller Bedeutung.

Ergänzen Sie die Gesundheits- und Arbeitsschutzmaßnahmen um alter(n)sgerechte Arbeitsbedingungen. Roboter, Handhabungsgeräte und Exoskelette helfen, ergonomische Arbeitsbedingungen präventiv zu gestalten. Assistenzsysteme erkennen körperliche und psychische Beanspruchungen und senken Belastungen.

Das leidige Thema Wirtschaftlichkeit

Unternehmen streben eine Automatisierung an, wenn diese billiger als menschliche Arbeit ist.

Unterschätzen Sie nicht versteckte Kosten etwa für Datenpflege, Datenschutz und Datensicherheit. Eine besondere Herausforderung stellt die Komplexität der vernetzen Technologien dar. Wenn diese nicht stabil laufen, leiden die Leistungsergebnisse und die Aufwände zur Störungsbeseitigung explodieren.

Neue Geschäftsmodelle und Prozesse

Völlig neue Geschäftsmodelle, bei denen die Wertschöpfung auf Daten basiert, entstehen. Denn Big Data und Künstliche Intelligenz können extreme Datenmengen bearbeiten und auswerten. Blockchains speichern Dokumente und Geschäftsvorgänge fälschungssicher ab. Über die Cloud, schnelles Internet und 5G werden die unterschiedlichsten Systeme in Echtzeit vernetzt.

Digitalisieren Sie die Produkte und Dienstleistungen sowie die Prozesse im Unternehmen. Begutachten Sie aber sorgfältig, wofür Sie Technik einsetzen, denn nicht jede Innovation wird auf Anhieb problemlos funktionieren. Kleine Unternehmen erschließen Industrie 4.0 besser in beherrschbaren Schritten und mit überschaubaren Experimenten.

Vorsicht Sackgasse

Das Zeitalter der Massenfertigung geht zu Ende. Losgrößen nehmen ab und Varianten sowie kundenspezifische Anteile zu. Das macht eine Automatisierung teuer. Um innovative Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln und um neue Prozesse umzusetzen, braucht es Menschen im Unternehmen. Maschinen und Computer sind dazu nicht in der Lage. Menschen, die das Unternehmen morgen umzubauen können, heute durch Technik zu ersetzen, kann sich als Sackgasse erweisen.

Klären Sie ab, ob Ihre Märkte und Geschäftsmodelle sich sprunghaft (disruptiv) verändern könnten. Achten Sie auf ausreichend kreative Kapazitäten, also Menschen, die das Unternehmen in diesem Fall anpassen können.

Fazit: Es braucht Mensch und Technik

Zahlreiche innovative Technologien stehen in den Startlöchern und bieten neue Möglichkeiten für Produkte, Dienstleistungen und Unternehmensprozesse. Sie nicht zu nutzen, würde das Unternehmen im Wettbewerb schwächen, denn die Herausforderungen der Zukunft wären nur schwer zu meistern.

Technik ist aber nicht immer der Königsweg. Viele Aufgaben können bis auf weiteres nur von Menschen bearbeitet werden. Auch kann realistisch gesehen niemand prognostizieren, bis wann die einzelnen Technologien stabil verfügbar sind.

Seien Sie offen, beobachten Sie innovative Entwicklungen und probieren Sie neue Technologien in überschaubarem Maßstab aus. Was funktioniert, nutzen Sie für Produkte, Dienstleistungen und Prozesse. Was noch nicht funktioniert, lassen Sie besser noch reifen.

So geht es weiter

In der Blogreihe »Arbeitswelt 4.0« zeigen wir auf, was sich verändert, welche Handlungsmöglichkeiten für Unternehmen resultieren und worauf sie im Veränderungsprozess achten sollten. Dargestellt werden Ergebnissen aus dem Projekt »DIALOG ARBEITSWELT 4.0 IN BADEN-WÜRTTEMBERG«. In diesem Projekt haben wir erforscht, wie kleine und mittelständische Unternehmen im Ländle ihre führende Position in den kommenden Jahren verteidigen können. Das Projekt wurde vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg gefördert und gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Soziologie der Universität Hohenheim bearbeitet.

Mein nächster Blogbeitrag in der Blogreihe »Arbeitswelt 4.0 vertieft die Vorgehensweise im Transformationsprozess. Er wird nach den Sommerferien in Baden-Württemberg, Mitte September, erscheinen.

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Axel Korge

Axel Korge hat das Institut verlassen.

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Kategorien: Advanced Systems Engineering (ASE), New Work / Connected Work
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