Wer kennt das nicht: Vor dem Süßigkeitenregal im Supermarkt ist die Auswahl riesengroß und immer neue, unbekannte Produkte in den Regalen machen einem die Auswahl schwer. Viele unserer Unternehmenspartner scheinen vergleichbare Probleme zu haben, wenn es um die richtige Auswahl von Technologien, speziell neuer digitaler Assistenzsysteme geht. Mit noch einer weiteren Schwierigkeit: Es muss nicht nur dem Käufer, sondern auch dem späteren Anwender schmecken.

Deshalb hat das Fraunhofer IAO als Partner des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Stuttgart zusammen mit der memex GmbH eine Kurzstudie durchgeführt, die die aktuelle Situation in den Unternehmen und die heutigen technologischen Möglichkeiten beleuchtet.

Es ist kompliziert: Mittelständische Unternehmen und Digitale Assistenzsysteme

Bereits die Definition von Assistenzsystemen ist nicht einfach. Unterscheiden kann man diese zum Beispiel in sensorisch, kognitiv und kognitiv-sensorisch oder anhand ihrer vielfältigen Unterstützungsaufgaben wie zur Informationsbereitstellung, Ausführungsunterstützung oder auch Qualitätskontrolle. Von unseren insgesamt 144 befragten Unternehmensmitgliedern gab ca. 1/3 an, bereits digitale Assistenzsysteme im Einsatz zu haben. Fast genauso viele sagten aber auch, dass sie derzeit keine Überlegungen anstellen würden. Es ergibt sich also ein sehr differenziertes Bild. Woran liegt das? Viele der befragten Unternehmen vermuteten hohe Kosten, befürchteten fehlende technische Voraussetzungen und damit verbundenen hohen zeitlichen Aufwand für die Entwicklung und Einführung digitaler Assistenzsysteme. Gleichzeitig sind die Perspektiven nach Einführung sehr reizvoll: Höhere Produktivität, bessere Kontrolle über die vorhandenen Prozesse und eine erhöhte Produktqualität sind die Kriterien, die sich (potenzielle) Anwender vom Gebrauch digitaler Assistenten versprechen.

Was versprechen Sie sich vom Einsatz digitaler Assistenzsysteme?

 

Welche Technologien helfen in welchem Bereich?

Neben dem generellen Einsatz von Assistenzsystemen wurden die Unternehmen auch detailliert nach der verwendeten Technologie, dem konkreten Einsatzbereich und der Aufgabe befragt.

In den Unternehmensbereichen Fertigung, Montage, Instandhaltung und Logistik wurden die idealen technischen Unterstützungsmöglichkeiten beleuchtet. Die AR-Anwendungen werden am meisten in der Montage und der Instandhaltung genutzt – jeweils immerhin von jedem Dritten. Auch die Möglichkeiten des Condition Monitorings zur regelmäßigen Erfassung des Maschinenzustands, durch Messung und Analyse physikalischer Größen, findet hauptsächlich in der Fertigung ihren Einsatz. Jeder Zweite nutzt bereits Picking-Technologien in der Logistik und ebenfalls verstärkt in der Montage. Diese Technologie unterstützt kognitiv z.B. durch Lichtsignale bei der Zusammenstellung von Artikeln oder Material. Fast kein Unternehmen verzichtet auf die Visualisierung von Inhalten am Arbeitsplatz und setzt dies vermehrt in der Montage ein. Papierlose und aktuelle Dokumente vor Ort liegen im Trend und sind häufig einfach zu verwirklichen.

In welchen Unternehmensbereichen kommen folgende Technologien bei Ihnen als digitale Assistenzsysteme zum Einsatz bzw. ist deren Einsatz geplant?

 

Keine eindeutigen Tendenzen

Die Herausforderung, das passende Assistenzsystem für das individuelle Unternehmen zu finden, bleibt bestehen. Die Auswertungen der heutigen Potenziale zeigt, dass eine eindeutige Tendenz der einzelnen Technologien und ihrer Einsatzmöglichkeiten nicht gegeben ist. Zu einem ähnlichen Ergebnis kam auch das Technologie-Kompendium »Interaktive Assistenzsysteme« des IPH. Dies hat zum größten Teil damit zu tun, dass viele Entscheider in KMUs keinen Überblick über die möglichen Potenziale aller Technologien haben. Umso wichtiger ist es für Forschung und Praxis, hier die passende Unterstützung zu leisten und diese Wissenslücke zu schließen. Erworbenes Know-how und Erfahrungen sollten innerhalb der passenden Räume, wie dem Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Stuttgart, kommuniziert und weiterentwickelt werden. So können alle voneinander und miteinander lernen. Moderne Methoden des Projektmanagements auf SCRUM-Basis bieten Anbietern sowie Anwendern von digitalen Assistenzsystemen die Möglichkeit, schneller erfolgreiche Einführungen zu erzielen.

In der Blogreihe »Arbeitswelt 4.0« zeigen wir auf, was sich verändert, welche Handlungsmöglichkeiten für Unternehmen resultieren und worauf sie im Veränderungsprozess achten sollten.

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Jessica Mack

Als Arbeitswissenschaftlerin erforscht sie die Möglichkeiten menschzentrierter Umsetzung von Industrie 4.0-Anwendungen im Produktionsumfeld. Auch privat steht bei ihr der Mensch im Mittelpunkt: Soziales Engagement und interkulturelle Kommunikation, besonders nach Asien, beschäftigen sie am Wochenende.

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Kategorien: Advanced Systems Engineering (ASE), New Work / Connected Work
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