Seit dem 1. September dürfen keine Glühbirnen mehr verkauft werden. Wieso aber bedeutet den Menschen ihre Glühbirne so viel?

Licht ist nicht gleich Licht, auch wenn das auf den ersten Blick nicht so einfach durchschaubar ist. Das Phänomen der falschen Farben unter Leuchtstofflicht war auch schon meiner Oma bekannt: Die Bluse aus dem Modemarkt wurde vor dem Kauf jedes Mal noch unter natürlichem Tageslicht begutachtet. Energiesparlampen und Leuchtstoffröhren haben prinzipbedingt ein Linienspektrum oder genauer gesagt ein Bandenspektrum mit Spitzen bei Blau, Grün und Gelb-Orange. Mit diesem Trick lässt sich eine recht gute Energieeffizienz erzeugen. Das Tageslicht und auch das Licht der Glühbirne sind aber anders. Beide Lichtquellen haben ein kontinuierliches Spektrum mit allen Farben des Regenbogens, nur etwas anders verteilt. Auf einer weißen Wand lässt sich der Unterschied einer Energiesparlampe und einer Glühbirne kaum erkennen. Unsere Umwelt besteht aber überwiegend aus Farben. Wenn nun bei der Energiesparlampe Zwischentöne fehlen, können bestimmte Farben aus unserer Umgebung auch nicht so gut dargestellt werden. Bestimmte Objekte wirken dadurch unnatürlich. Farbunterschiede können sogar komplett verschwinden. Die Glühbirne dagegen deckt die gesamte Farbpalette ab.

Von Lichtfarben und Farbtemperaturen
Welche Energiesparlampe soll ich wählen? Viele der in Deutschland gehandelten Energiesparlampen liegen bei einer Farbtemperatur von 2700 K, also ziemlich genau im Bereich der Glühfadentemperatur der Glühbirne. Diese warme Lichtfarbe kommt daher hauptsächlich im Wohnbereich zum Einsatz. Leider ist gerade bei dieser Farbtemperatur die Wiedergabe der Farben aus unserer Umgebung besonders schlecht. Farbnuancen sind nicht mehr differenzierbar. Bei der Lebensmittelbeleuchtung weiß man das schon lange und setzt daher bei Wurst, Käse und auch bei Sushi keine einfachen Leuchtstoffröhren ein.

Bild 1 zeigt den Unterschied zwischen einer Energiesparlampe 2700 K, oben und Glühbirne 2700 K, unten. Die Farbunterschiede unter Glühbirnenlicht sind deutlicher zu erkennen. Unter natürlichem Tageslicht und messtechnisch sind die beiden Gelbtöne eindeutig unterschiedlich. Bild 2 zeigt das normierte Farbspektrum der beiden Gelbtöne.

In Bild 3 werden die Unterschiede noch deutlicher: Türkis und Blau sind die Reflexionsspektren der beiden Gelbtöne bei Glühbirnenlicht: Der Unterschied ist deutlich zu erkennen. Gelb und Rosa ist das reflektierte Licht unter der Energiesparlampe: Die Unterschiede verschwinden.

Mit Licht die Stimmung steuern
Eine wünschenswerte Lichtumgebung sollte sich am natürlichen Licht orientieren und deswegen je nach Tageszeitpunkt unterschiedlich sein. Von der Evolution sind wir abends auf das wärmende Feuer gepolt, die Glühbirne mit ihrem kontinuierlichen Spektrum und dem sehr hohen Infrarotanteil (Wärme) ist dieser archaischen Situation sehr nahe. Psychologisch ist das angenehm. Tagsüber ist das weniger erwünscht. Wir wissen seit ca. zehn Jahren, dass es in unserem Auge einen Rezeptor gibt, der unsere Müdigkeit über das Hormon Melatonin steuert, und dieser Rezeptor reagiert empfindlich auf blaues Licht. Am Tag hält uns blaues Licht wach, da ist ein »kaltes« Lichtspektrum mit hohem Blauanteil also erwünscht. Im Gewerbe (Büros, Fabrikhallen, etc.) wird vermutlich darum 4000 K bevorzugt. Bei einer Untersuchung der TU Darmstadt wurde bei der Bewertung von Farbqualität LED-Licht mit ebenfalls 4000 K bevorzugt (Lampenspektren & Wahrnehmung, Khanh & Pepler, Licht 7-8 2012, Seite 68-72).

Nicht nur der Tageszeitpunkt verursacht Vorlieben bei der Lichtfarbe, auch die Jahreszeit und der geografische Breitengrad. Die Verbreitung der Farbtemperatur ist in Europa ganz unterschiedlich: in nördlichen Ländern werden warme (3000 K), in Mitteleuropa neutrale (4000 K) und in südlichen Ländern kalte (5000 K) Farbtemperaturen bevorzugt. Bei einer internen Beobachtung von acht Personen über zwei Jahre haben wir festgestellt, dass im Sommer kaltes und im Winter warmes Licht verwendet wird. Die Veröffentlichung dieser Ergebnisse steht noch an. Leider gibt es zum Thema »Wohlfühllicht« noch viel zu wenig wissenschaftliche Untersuchungen.

Lichtblicke durch LED und OLED
Die Zukunft ist das Einstellen der Lichtfarbe, der Mensch ist nicht für Statik. Die Glühlampe ist ein Relikt des 19. Jahrhunderts und muss bis auf wenige Ausnahmen durch modernere, effektivere Technik ersetzt werden. Auch wenn sie eher als Heizung denn als Lichtquelle dient, steht sie bei unserer Rangliste trotzdem noch vor der Energiesparlampe. Diese ist ein Relikt des 20. Jahrhunderts, noch nicht der Weisheit letzter Schluss und sollte vielleicht hinter Sicherheitsglas im Museum betrachtet werden.

Das 21. Jahrhundert gehört der LED und OLED. Ein Beispiel neuester Entwicklung ist unsere Heliosity, die sechs verschiedenfarbige LEDs mischt, um etwas näher an das Sonnenspektrum zu kommen. Mit ein und derselben Leuchte hat der Endnutzer die Möglichkeit, nicht nur die gewünschte Farbtemperatur zu wählen, sondern auch frei zu entscheiden, ob er ein Wohlfühllicht mit hervorragender Farbwiedergabe möchte oder mehr Wert auf Energieeffizienz legt. Im Energiesparmodus verdient die Heliosity den Begriff »Energiesparlampe« dann noch viel mehr als Leuchtstoffröhren.



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