In der Zukunft könnten sich Unternehmen aus dem Energiebereich nicht nur mit Kolleg*innen an einem virtuellen round table austauschen. Eine weitere Gruppe könnte für sie immer wichtiger werden: die Verbraucher*innen. Menschen wie du und ich, die einen Vertrag mit ihrem Energieanbieter haben, Kunden sind, Energie beziehen und monatliche Zahlungen tätigen.

In der Vergangenheit eher ungehört, können sie für die Zukunft der Energiebranche immer wichtiger werden – aus folgenden Gründen:

  • Verbraucher*innen liefern viele Daten, die für die weitere Entwicklung von smarten Produkten und Dienstleistungen unverzichtbar sind (durch Smart Meter und Smart Home Devices).
  • Verbraucher*innen haben immer größeren Einfluss auf den Energiemarkt und können einen eigenen Beitrag leisten, z.B. durch die Herstellung von erneuerbarer Energie mittels eigener Photovoltaik-Anlage und Batteriespeichern.
  • Verbraucher*innen liefern wichtigen Input und nützliches Feedback für die Entwicklungsebene der Unternehmen (Stichwort nutzerzentrierte Produkt- und Dienstleistungsentwicklung).

Was braucht es für die Zusammenarbeit? Der Hintergrund unserer Studie

Unter welchen Voraussetzungen sind Verbraucher*innen bereit, mit Unternehmen zu kooperieren und was muss gewährleistet sein, damit sie ihre Daten teilen? An welchen zukünftigen Angeboten haben die Verbraucher*innen besonders Interesse? Und welche Unternehmen der Energiebranche genießen das größte Vertrauen?
Im Rahmen einer Studie haben wir uns diese Fragen in der allgemeinen deutschen Bevölkerung genauer angeschaut. Teilgenommen haben 350 Personen, davon waren 52% männlich (48% weiblich) und 63% über 50 Jahre alt. Hinsichtlich der Wohnsituation haben wir auf eine ausgewogene Verteilung von Mieter*innen und Hausbesitzer*innen (Hausbesitzer*innen waren nochmal unterteilt nach stromproduzierenden Hausbesitzer*innen mittels Photovoltaik und nicht stromproduzierende Hausbesitzer*innen) geachtet.

Drei zentrale Voraussetzungen für die digitale Partizipation: Geld, Sicherheit und Klima

Verbraucher*innen sind bereit, mit den Unternehmen des Energiemarkts zu kooperieren und vor allem auch ihre Energiedaten zu teilen, wenn diese drei Voraussetzungen erfüllt sind:

1) Durch die aktive Mitwirkung sollten Verbraucher*innen Geld sparen können.

2) Die Weitergabe persönlicher Daten an Dritte kann jederzeit verhindert werden. Es gibt eine datensouveräne Haltung der Unternehmen.

3) Die kooperierenden Energiepartner handeln klimafreundlich.

Interessante Angebote für Verbraucher*innen sind vor allem Erleichterungen für den Alltag

Das größte Interesse an neuen Angeboten durch Kooperation liegt für die Verbraucher*innen vor allem darin, durch die eigene Mithilfe Stromausfälle absichern zu können. Auch ein besseres Energiemanagement für eine effizientere Steuerung von Heizung und anderen Geräten wäre für sie interessant.

Wem vertraut die Bevölkerung am meisten? Regionalität punktet!

Auf die Frage, welches Unternehmen das größte Vertrauen genießt, wenn Verbraucher*innen mit ihnen zusammenarbeiten oder eine Dienstleistung in Anspruch nehmen würden, zeigen sich mit deutlichem Abstand regionale oder lokale Energieversorger. Sie genießen das größte Vertrauen. Danach folgen Technologiehersteller und Energiegenossenschaften. Das geringste Vertrauen genießen Wohnungsbaugesellschaften.

Hausbesitzer*innen, die bereits selbst Strom produzieren, waren tendenziell an fast allen Angeboten interessierter als Mieter*innen und Hausbesitzer*innen ohne eigene Produktion. Auch waren ihnen die eigenen Vorteile bei einer Kooperation und die klimafreundliche Ausrichtung der Kooperationspartner noch wichtiger. Warum genau das so ist, ist noch unklar. Allerdings wäre eine Erklärung, dass sie bereits mehr Erfahrung im Kontakt mit Energieversorgern haben und genauer wissen, was sie wollen und was sie nicht wollen (im Vgl. z.B. zu Mietern, die abgesehen vom Anbieter wenig Einfluss auf die Art der Energie und die Ausstattung der Technik haben).

Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass Verbraucher*innen mit Unternehmen aus dem Energiebereich kooperieren könnten, vorausgesetzt es gibt klare Regeln und eindeutige Vorteile für sie. In einer vertrauensvollen Umgebung kann ein Austausch funktionieren. Innovativ wäre es allemal!

Leselinks:

Nektaria Tagalidou

Psychologin im Team »Applied Neurocognitive Systems«. In ihrer Arbeit befasst sie sich mit neuroadaptiven Technologien zur Förderung von Gesundheit, Wohlbefinden und positiver UX. Für sie ist die Neurowissenschaft eine Chance unsere Arbeit und unseren Alltag angenehmer zu gestalten – ganz nach dem Motto: less stress!

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