KMU gehen strategische Maßnahmen zur erfolgreichen Implementierung von KI in vielen Bereichen mit geeigneten Mitteln erfolgreich an. In anderen strategischen Handlungsfeldern fehlen jedoch entweder geeignete Methoden, oder gar das Bewusstsein, dass es hier überhaupt Handlungsbedarf geben kann. Ein Blick auf diesen toten Winkel der KI-Einführung kann v.a. KMU helfen, überraschende Hindernisse zu vermeiden, unabhängig von der Vorgehensweise bei der KI-Einführung.

KI in KMU: Pilotprojekte oder strategischer Ansatz

Für große Unternehmen stellt sich die Frage in der Regel nicht, ob man KI einsetzen soll, sondern eher, wie der geeignete Weg zu einer umfassenden KI-Nutzung aussieht. Auch besteht ein Konsens, dass dies Unternehmenstransformation und Wandel erfordert.

In KMU ist das nicht immer der Fall: oft soll erst einmal in einem Pilotprojekt der praktische Nutzen von KI-Lösungen für alle Beteiligten erfahrbar gemacht werden. Dabei wird allerdings übersehen, dass es häufig die Rahmenbedingungen im Unternehmen sind, die über Erfolg oder Misserfolg der KI-Einführung entscheiden. Deshalb lohnt ein frühzeitiger Blick auf mögliche Hindernisse, nicht etwa als Abschreckung vor dem KI-Einsatz, sondern um Ressourcen zielgerichtet einsetzen und besser planen zu können. Im Projekt »KI-ULTRA« gehen wir zusammen mit 30 Organisationen aus Deutschland der Frage nach, welche Orientierungshilfen die KI-Einführung erleichtern können. Dabei schlagen wir unter anderem strategische Maßnahmen vor, um förderliche Rahmenbedingungen für die KI-Nutzung im Arbeitsumfeld zu schaffen.

Wenig beachtete Handlungsfelder

In unserem Projekt KI-ULTRA zeigte sich, dass viele der teilnehmenden Unternehmenslabore für bestimmte Handlungsfelder der KI-Implementierung noch kein spezifisches Problembewusstsein entwickelt hatten – wenn diese Problemfelder nicht berücksichtigt werden, können jedoch einzelne KI-Projekte oder gar die Umsetzung der gesamten KI-Strategie ins Stocken geraten. Die typischen »toten Winkel« im Unternehmen sind hier:

  • Managementprozesse oder -werkzeuge, um vielversprechende KI-Anwendungsfälle zu identifizieren.
    KI-Anwendungsfälle sind spezifische Lösungen für spezifische Probleme (oder Optimierungspotenziale), die sich am besten aus der Perspektive der beteiligten Mitarbeitenden feststellen lassen. Ein betriebliches Vorschlagswesen reicht hier i.d.R. nicht aus. Stattdessen sollten je nach Unternehmensgröße die sinnvollsten Prozesse und Werkzeuge ausgewählt werden, um das implizite Wissen der Mitarbeitenden verfügbar zu machen.
  • Kommunikation zu KI im eigenen Unternehmen, um ein gemeinsames realistisches Verständnis zu entwickeln.
    Den Unternehmen ist bewusst, dass die Beteiligten im Themenbereich KI nicht dieselbe Sprache sprechen, es fehlt aber teilweise am Verständnis dafür, dass hier viel mehr kommuniziert und geeignete Formate etabliert werden müssen, über die die Kommunikation auch in beide Richtungen laufen kann: Von KI-Abteilung und Führungsebene an die Mitarbeitenden, aber eben auch umgekehrt. Nur wenn die Rückmeldungen der Belegschaft ernstgenommen werden, können Fehler, Unklarheiten oder kritische Entwicklungen erkannt und behoben werden.
  • Einbeziehen von Mitarbeitendenvertretungen.
    Tatsächlich sind in den meisten Projekten, die wir in KI-ULTRA begleiten, die Betriebs- oder Personalräte frühzeitig involviert worden. Diesen fehlen aber oft KI-Wissen oder Bewertungsinstrumente, um sich im Sinne ihrer Rolle einzubringen. Teilweise fehlt auch seitens der Betriebs- oder Personalräte ein Bewusstsein dafür, dass nach ersten unkritischen Anwendungsfällen später auch einmal KI-Lösungen auf dem Tisch liegen könnten, bei denen Themen wie der Umgang mit Mitarbeitendendaten oder der Abbau von Arbeitsplätzen diskutiert werden müssten.

Strategische Aspekte von Beginn an mitdenken

Unsere Erfahrungen im Projekt KI-ULTRA verdeutlichen, dass es bei der betrieblichen KI-Einführung um weit mehr als um Technik geht. Zum einen müssen die Unternehmen die Rahmenbedingungen für die erfolgreiche Durchführung von KI-Einführungsprojekten schaffen. Zum anderen führt der KI-Einsatz zumeist zu mehr oder weniger umfangreichen organisatorischen Veränderungen u. a. der Arbeitsfolgen, Tätigkeitsumfänge und Kommunikationsbeziehungen. Erfolgskritisch ist dabei, dass die Beschäftigten neue Gestaltungslösungen akzeptieren.

Auch wenn Sie einen sehr projekt-fokussierten Ansatz verfolgen, um KI in Ihr Unternehmen zu bringen, sollten Sie bereits zu Beginn den strategischen Rahmen für zielgerichtete Maßnahmen wie die Einführung neuer Prozesse und Rollen oder das Angebot von Bildungsmaßnahmen schaffen.

Innovation lebt vom Dialog

In den Gesprächen mit unseren Partnerunternehmen im Projekt KI-ULTRA sind wir zur Überzeugung gelangt, dass es weniger die detailliert ausformulierten Technik-Konzepte sind, die letztlich zur erfolgreichen KI-Anwendung führen. Vielmehr offenbart sich im Dialog von Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Fach- und Zuständigkeitsbereichen recht schnell, über welche Voraussetzungen ein Unternehmen verfügt, und welche Nutzenpotenziale – aber auch Hemmnisse des KI-Einsatzes zu erwarten sind.

Die Auswertung unserer ersten Befragungsdaten zeigt dabei: Eine positive Einstellung der Mitarbeitenden zu KI-Technologien allein reicht nicht aus; damit sich die Mitarbeitenden mit ihrem Erfahrungswissen einbringen können, z. B. bei der Auffindung sinnvoller Anwendungsgebiete für KI im Unternehmen, müssen sie sich zutrauen, die Funktionsprinzipien von KI zu verstehen. Das bedeutet, dass frühzeitig darauf geachtet werden sollte, grundlegendes KI-Wissen zu vermitteln und Beschäftigte sowie deren Vertretungen einzubeziehen.

Transparenz und breit angelegte Partizipation sind die entscheidenden Erfolgsfaktoren für den erfolgreichen KI-Einsatz. Einen offenen Dialog zu fördern, das implizite Wissen der Organisation nutzbar zu machen und die Bedarfe der späteren Anwenderinnen und Anwender frühzeitig zu erkennen, ist eines der zentralen Ziele eines strategischen Vorgehens.

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