Vor rund 15 Jahren hat das IAO einen prominenten eigenen Beitrag zur damaligen Diskussion um künftige Produktions- und Arbeitskonzepte mit Abkürzungen wie »CIM« (Computer Integrated Manufacturing“) oder »CAB« (Computer Aided Business) geleistet: »SNS«, die Kurzform für »Schaffe, Net Schwätze« war mehr als einmal eine augenzwinkernde Empfehlung für eine echt schwäbische Produktivitätsstrategie. Beim Sortieren alter Vortragsunterlagen ist mir aufgefallen, dass dahinter auch ein Verständnis von Arbeit und Kommunikation steckt, das sich in Zeiten der Wissensarbeit so nicht mehr halten lässt, aber immer noch in vielen Köpfen ist: nämlich das weit verbreitete Verständnis, dass Kommunikation keine »echte« Arbeit ist, sondern bestenfalls koordinative Zutat oder gerade mal notwendiges Verbindungsglied zwischen den »echt« produktiven Tätigkeiten der Konzeption, Dokumentenerstellung, praktischen Erstellung von Produktteilen etc.
In Zeiten der Wissensarbeit ist es Zeit, hier neu zu denken. Wir wissen aus vielen Erhebungen typischer Tätigkeitsanteile von Wissensarbeitern, dass Kommunikation einen sehr großen und sehr stabilen Anteil an der täglich verbrachten Arbeitszeit einnimmt. Befragungen von Mitarbeitern in unterschiedlichen Branchen zeigen: rund zwei Drittel der Arbeitszeit unserer Wissensarbeiter verbringen diese mit kommunikativen Tätigkeiten: Beim Lesen und Schreiben von Emails, beim Telefonieren, in Conference-Calls, bei der Nutzung sozialer Medien und bei allen Arten von kurzen oder langen, geplanten oder ungeplanten, indirekten oder face-to-face Besprechungen.
Produktive Kommunikation will gelernt sein
Warum ist das so? Warum kostet uns Kommunikation so viel Arbeitszeit? Hier zeigen sich die Effekte unserer modernen Wissensgesellschaft: Produkte und Dienstleistungen werden zunehmend individualisiert und kundenbezogen konfiguriert, was entsprechenden Austausch notwendig macht; der Dienstleistungsanteil unserer Güter, der häufig ein beratender ist, steigt an; Arbeit wird immer mehr standort- und länderübergreifend organisiert, was wesentliche Anstrengungen zur Etablierung des kommunikativen Rahmens, der Orientierung und der Rückmeldung in virtuellen (und internationalisierten) Teams erforderlich macht.
Und was bedeutet das aus unserer Sicht?
- Kommunikation muss noch deutlich professionalisierter werden, und Kommunikationsfähigkeit (auf allen »Kanälen«) noch viel mehr ins Zentrum von Mitarbeiter- und Führungskräftetrainings rücken. »Führung auf Distanz«, in Matrix- wie in hierarchisch orientierten Situationen, wird immer mehr Regel denn Ausnahme sein;
- Kommunikation ist für viele Menschen der Kern ihrer Arbeit schlechthin – und leider findet gerade technisch gestützte Kommunikation häufig in recht unproduktiver Form statt (Eine schöne Persiflage dazu auf youtube)
- Nachweisbare Medienkompetenz sollte dann auch konsequenterweise zu einem zentralen Auswahlkriterium für Führungs- und Koordinationsaufgaben avancieren und auch bewertbare Größe in Führungssystemen werden.
- Invests in die »nahtlose« kommunikative Arbeitsumgebung sind gut angelegtes Geld und unmittelbar produktivitätsfördernd.
Und dann wäre logischweise »SUS« – »Schaffe und Schwätze« statt »SNS« das künftige Finale unserer Vorträge!
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Kategorien: New Work / Connected Work
Tags: Arbeit der Zukunft, Arbeitsgestaltung, Führungskompetenz, Führungskultur, Grenzenlose Arbeitswelt, Medienkompetenz