Der griechische Philosoph Sokrates ist mit dem Zitat »Ich weiß, dass ich nichts weiß« in die Geschichte eingegangen. Für viele Unternehmen müsste dieser Spruch lauten: »ich weiß, dass ich viel weiß – aber ich weiß nicht, wo ich dieses Wissen gespeichert habe«. Wissen ist die wichtigste Ressource eines Unternehmens. Trotzdem schaffen wir es häufig nicht, dieses kostbare Gut so zu organisieren, dass wir es jederzeit effektiv abrufen und einsetzen können. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass unternehmerisches Wissen in drei verschiedenen Medien »gespeichert« wird: In den Köpfen der Mitarbeiter, in Datenbanken und auf informeller Ebene in der Kultur eines Unternehmens, also in den Prozessen und Kommunikationsgewohnheiten der Mitarbeiter untereinander.

Social Software bietet Unternehmen die Möglichkeit, diese drei Wissensressourcen erfolgreich miteinander zu verbinden und das vorhandene Wissen für jeden Mitarbeiter nutzbar zu machen. Doch Social Software muss die drei Wissensressourcen effektiv vernetzen und in mancher Hinsicht verändern, um erfolgreich zu sein.

Aber die neue Technologie – sofern erfolgreich implementiert – bringt nicht nur Erleichterung und Effektivität in die Unternehmen. Aufbau und erfolgreicher Betrieb von Social Software ist in hohem Maße von der Mitwirkung und Beteiligung der Mitarbeiter abhängig. Unsere Erfahrung aus zeigt, dass viele Projekte genau an diesem Punkt scheitern. Bestehende wissenschaftliche Ansätze liefern meines Erachtens leider nur lückenhafte Erklärungen, wie der Wissenstransfer in Unternehmen mittels Social Software gestaltet werden muss. Unser Ziel war es deshalb, ein Modell zu erarbeiten, das aufzeigt, durch welche Ansatz- und Gestaltungspunkte eine hohe Beteiligung der Mitarbeiter an Social Software erreicht werden kann. Dieses Modell haben wir in ein dreidimensionales Studiendesign überführt und in der Unternehmenspraxis getestet. Bezogen auf den Einfluss auf die drei Dimensionen »Organisation«, »Gruppe« und »Mitarbeiter« kamen wir zu folgenden Ergebnissen:

  • Eine offene Unternehmenskultur und gering ausgeprägte interne Konkurrenzsituation sind maßgeblich für den Erfolg von webbasiertem Wissensmanagement verantwortlich. In diesem kulturellen Umfeld sind die Hürden für einen übergreifenden Wissensaustausch gering und kollaborative Ziele können so leichter verwirklicht werden.
  • Eine offene Teamkultur, gemeinsame Ziele und erfolgreiche gemeinsame Projekte verbessern die qualitative und quantitative Nutzung von Social Software für das Wissensmanagement. Der Glaube an die Leistungs- und Durchsetzungsfähigkeit der eigenen Gruppe sowie die erfolgreiche Kooperation für gemeinsame Ziele wird vom einzelnen Mitarbeiter als Vorteil betrachtet.
  • Der transparente individuelle Nutzen beim Einsatz von Social Software für jeden einzelnen Mitarbeiter stellt einen wichtigen Erfolgsbaustein dar. Eine persönlich wahrgenommene Arbeitserleichterung führt dazu, dass die Befragten sich mit hoher Wahrscheinlichkeit und in vielfältiger Art und Weise für die gemeinsamen Ziele engagieren.
  • Die Anerkennung, durch Kollegen, z.B. mittels dafür vorgesehener Reputationssysteme, sowie der persönliche Bezug zu anderen Teilnehmern motivieren dazu, aktiv, also nicht nur lesend, Social Software für das Wissensmanagement zu nutzen.
  • In über die Hälfte (58 Prozent) der befragten Unternehmen haben sich Gruppen/Communities gebildet, die über die Social Software miteinander kommunizieren. Wenn solche Communities existieren, tragen sie nachweislich zum Erfolg von webbasiertem Wissensmanagement bei. Bei der Entstehung solcher Communities sind Multiplikatoren und Ansprechpartner von großer Wichtigkeit.

In einem weiteren Schritt wird unser Team auf Basis dieser Studienergebnisse eine Vorgehensweise zur Einführung und Umsetzung von Social Software für das Wissensmanagement in Unternehmen entwickeln, die eine fundierte Anleitung für die erfolgreiche Implementierung von Social Software im Rahmen des praktischen Wissensmanagements liefern soll.

Auch das Fraunhofer IAO ist ein lernendes System. Deshalb freuen wir uns über Feedback, Kritik und Anregungen hier im Blog und beziehen diese gerne in unser Konzept ein.



Kategorien: Digitalisierung, New Work / Connected Work
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