»Smartphone schlägt Stechuhr«, orakelte ich 2013 in diesem Blog den Siegeszug der Industrie 4.0 und unseres Projekts »KapaflexCy«. Doch Totgesagte leben bekanntlich länger.

In »KapaflexCy« erforschen wir mit neun weiteren Partnern einen hochflexiblen Personaleinsatz und entwickeln eine App, mit der Mitarbeiter ihre Arbeitszeiten kurzfristig, eigenverantwortlich und selbstbestimmt untereinander koordinieren. Dazu nutzen sie ein Schichtplanungswerkzeug, der sie über Arbeitseinsätze informiert, die von der Regelarbeitszeit abweichen. Bild 1 zeigt eine beispielhafte Einsatzanfrage, wie sie die verantwortlichen Schichtleiter oder Meister versenden. Gesucht sind im Beispiel drei Mitarbeiter für eine zusätzliche Schicht am Samstag. Angefragt wird eine etwa doppelt so große Gruppe von Mitarbeitern, die sich nun untereinander einigen, welche Mitarbeiter die Zusatzschicht übernehmen. Direkt auf ihrem Smartphone checken sie ihre privaten Kalender, telefonieren mit Familienmitgliedern oder chatten mit Kollegen und entscheiden so, ob die anstehenden flexiblen Arbeitseinsätze zu ihren privaten Belangen passen. Ihre persönliche Verfügbarkeit teilen sie über die App mit und stimmen der Einsatzanfrage zu oder lehnen diese ab.

Schichtplanungswerkzeug mit Smartphone: Schnell, einfach und transparent

Kapaflexcy

 

Das geht fix. Darüber freuen sich die Unternehmen, die schneller auf wechselnde Kapazitätsbedarfe und anspruchsvolle, individuelle Kundenwünsche reagieren können.

Das geht einfach. Darüber freuen sich die Schichtleiter, die nicht mehr umständlich und aufwändig alle Mitarbeiter einzeln ansprechen oder ihnen nachtelefonieren müssen.

Und das ist transparent. Jeder potenziell einsetzbare Mitarbeiter ist über die flexiblen Arbeitseinsätze informiert und hat die gleiche Chance, lukrative Angebote anzunehmen. Aber auch unvermeidbare Belastungen werden dadurch gleichmäßig verteilt. Und darüber freuen sich die Mitarbeiter. Sie können die App zudem nutzen, um Freischichten zu disponieren oder gegenseitige Schichtvertretungen selbst zu organisieren. Genauso kurzfristig und einfach wie für die Schichtleiter. Also genau das richtige Instrument, um flexible Arbeitszeiten auch in der Produktion so zu gestalten, dass alle Beteiligten Nutzen davon tragen. Die Stechuhr kommt hier in der Tat kaum noch mit.

Und wie funktioniert der Schichtplanungswerkzeug ohne Smartphone?

Seit April 2014 nutzt unser Projektpartner BorgWarner in Ludwigsburg einen ersten Prototyp der App für einen Pilotbetrieb. Die Rückmeldungen sind durchaus positiv und bestätigen die »theoretischen« Erwartungen. Allerdings haben 7 der 44 Mitarbeiter der Pilotgruppe weder ein privates Smartphone noch einen privaten Internetzugang, um die App über einen Webbrowser zu erreichen. Wie das Ganze konkret aussieht, kann man heute übrigens um 19:45 beim SWR in der Landesschau aktuell BW schon sehen.

Die Stunde der »smarten Stechuhr«

Hier schlägt die Stunde der Stechuhr. Die neuesten Generationen nutzen Android als Betriebssystem, sind internetfähig und lassen sich ebenfalls direkt mit der App ausstatten. Unser Projektpartner Kaba stellt ein Gerät der neuesten Generation für den Pilotbetrieb zur Verfügung. Melden sich die Mitarbeiter mit ihrem Betriebsausweis an oder ab, erhalten sie zugleich einen Hinweis auf anstehende Einsatzanfragen, die sie direkt am Touchscreen der Stechuhr beantworten, wie in Bild 2 gezeigt.

Kapaflexcy

 

Totgesagte leben bekanntlich länger. Ja, sie unterstützen sogar alternative Lösungen per Smartphone, die natürlich nur eingeführt werden können, wenn die Abstimmungs-App für alle Mitarbeiter zugänglich ist – unabhängig von der Verfügbarkeit eines privaten Smartphones.

Und als nächstes? Spielregeln aufstellen und testen!

Derzeit untersuchen wir in unserem Innovationsnetzwerk Industrie 4.0 die erforderlichen Spielregeln für den Einsatz und die Benutzerakzeptanz der App bei unseren industriellen Anwendungspartnern. Zudem entwickeln wir Prioritätsregeln, die flexible Arbeitseinsätze transparent verteilen, als Bestandteil der App.

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