First-Science-KIT: IAO-Blogreihe zum Corona Krisenmanagement
First-Science-KIT: Blogreihe zum Corona Krisenmanagement
Die Coronakrise fordert von uns allen ganz neue Herangehensweisen und Lösungen im beruflichen Miteinander. Das Fraunhofer IAO hat deshalb eine Blogreihe gestartet, mit der wir schnell anwendbare Praxistipps weitergeben, gut funktionierende Beispiele vorstellen und Lösungswege während und aus der Krise aufzeigen wollen.

Seit einiger Zeit kursiert auf den Social-Media-Kanälen ein Post, der die Frage stellt: »Was hat die Digitalisierung in Ihrem Unternehmen vorangetrieben?« Als richtige Antwort ist COVID-19 angekreuzt. Die anderen Antwortmöglichkeiten lauten: CEO und CTO. Steckt in diesem scherzhaften Bild möglicherweise ein Körnchen Wahrheit?

Wir haben in den letzten Monaten etwas genauer nachgefragt und viele Interviews in verschiedenen Unternehmen durchgeführt. Schon vor der Corona-Zeit haben wir uns mit den Treibern der Digitalisierung in unternehmerischem Kontext beschäftigt und viele Interviews in verschiedenen Unternehmen durchgeführt.
Mitte September ist die daraus resultierende Studie »Erfolgskriterien betrieblicher Digitalisierung« erschienen, die wir bei einem digitalen Release-Event vorgestellt haben. Neben Medienvertretern und -vertreterinnen interessierten sich auch viele Gesprächspartner aus den teilnehmenden Unternehmen sowie ein breites Publikum aus Vertreterinnen und Vertretern der Wirtschaft für unsere Fallstudie. In der abschließenden Diskussion zur Digitalisierung der Arbeitswelt wurde die Umsetzungsgeschwindigkeit der digitalen Transformation in den Unternehmen diskutiert. Unsere Studie liefert einige Erkenntnisse zu dieser Fragestellung, die ich hier reflektieren möchte.

Wie bringen Unternehmen Tempo in ihre digitale Transformation?

In unserer Studie haben wir festgestellt, dass der Veränderungsdruck und damit die notwendige Geschwindigkeit von Wandlungsprozessen eine große Herausforderung darstellt. Mehr als 40 Prozent der befragten Betriebe sind mit der Geschwindigkeit der digitalen Transformation im eigenen Betrieb wenig bis gar nicht zufrieden (Abbildung 1). Anders gesagt: vielen der Befragten geht die digitale Transformation nicht schnell genug.

Geschwindigkeit der digitalen Transformation im eigenen Betrieb
Geschwindigkeit der digitalen Transformation im eigenen Betrieb

 

Eine vollständige digitale Transformation im Betrieb erfolgt im Normalfall nicht von heute auf morgen. Es braucht Zeit und das Verständnis dafür, dass nicht gleich jeder Bereich, jedes Team und jeder Mitarbeitende sich schnell auf dem Weg macht – so ein Wandel erfordert viel Ausdauer – oder?

Die Entwicklungen der letzten Monate waren alles andere als normal und haben gezeigt, dass nicht nur das Marktumfeld, der Impuls durch die Geschäftsführung oder das Engagement der Mitarbeitenden wichtige Treiber der digitalen Transformation sind. Die Corona-Pandemie hat verdeutlicht, dass auch andere, unerwartete und weitreichende Ereignisse einen großen Schwung in der Digitalisierung von Arbeitsprozessen und Strukturen bringen und damit zu bisher nicht für vorstellbar gehaltenen Veränderungen führen.

Digitalisierung zwischen Arbeiten im Ausnahmezustand und neuer Normalität

Unsere Studie »Arbeiten in der Corona-Pandemie – Auf dem Weg zum New Normal« zeigt, dass Ausmaß und Geschwindigkeit der Umsetzung von Arbeit auf Distanz in den ersten Monaten der Corona-Krise erstaunlich groß waren. Neben dem zum größten Teil schon zur Verfügung stehenden, IT-technischen Grundequipment, sind schnell auch weitere Komponenten, wie höhenverstellbare Schreibtischstühle oder ein zweiter Bildschirm dazu gekommen. Dass die IT-technischen Grundvoraussetzungen in den 15 interviewten Unternehmen schon vor der Corona-Zeit sehr gut war waren, bestätigen die Ergebnisse der Stichprobe aus unserer Studie: Zum Zeitpunkt der Interviews hatten die meisten der befragten Unternehmen die erste Welle der Digitalisierung, die sich auf der Ebene der Technisierung und der Umstellung vom Analogen zum Digitalen abspielt, schon hinter sich und waren somit für die zu der Zeit noch nicht vorhersehbare Corona-bedingte Extremsituation bestens gewappnet.

Auf Technik folgt Organisation: die 2. Phase der Digitalisierung steht an

Vielmehr stehen sie bereits vor den Herausforderungen, welche die zweite Welle der Digitalisierung mit sich bringt: die internen Arbeitsabläufe zu flexibilisieren und zu optimieren. Dies erfordert tiefgreifende organisationale und kulturelle Veränderungen.

Auch hier hat die Coronakrise bereits zwangsläufig vieles verändert. Unsere Studie hat gezeigt, wie schnell es durch Corona möglich war, mit neuen, agilen Formen der Zusammenarbeit intern und extern zu experimentieren. Allein durchs Ausprobieren haben Viele ihre Vorbehalte gegen Arbeit auf Distanz abgebaut: Damit sind die ersten Weichen für eine Kulturveränderung in den Unternehmen gestellt.

Was als alternativlose Reaktion auf eine Extremsituation angefangen hat, könnte sich als entscheidender Anstoß und Gestaltungsbaustein für die Zeit nach Corona und außerhalb des Ausnahmezustands erweisen.

Es gibt kein »Zurück zur alten Normalität« – die neue Arbeitskultur hat schon begonnen

Die Beschleunigung des Digitalisierungsprozesses durch die Krise hat mehrere Stufen durchlaufen. Anfangs waren kurzfristige Bewältigungsstrategien angesagt, um die Arbeitsfähigkeit zu gewährleisten. Spätestens dann, als man verstanden hatte, dass die Krise länger andauern wird und allen klar geworden ist, dass es kein »Zurück zur alten Normalität« mehrgeben wird, mussten die Unternehmen zwangsläufig anfangen, sich Gedanken um die Gestaltung einer neuen Normalität zu machen:
Die digitale Transformation war schon vor und wird erst recht nach der Corona-Zeit entscheidend für den Unternehmenserfolg bleiben – vor allem, wenn sich die neue Normalität weg vom »Normalfall-Büro« und hin zu hybriden und flexiblen Arbeitsformen entwickeln wird. Angesichts dieser Erkenntnisse bin ich mir sicher, dass die Themen Führung, Zusammenarbeit, Arbeitskultur und Geschäftsmodellinnovation erneut und mit Wucht an die Oberfläche drängen werden. Je früher Sie sich also damit befassen, umso mehr Chancen haben Sie, ihr Unternehmen zukunftssicher aufzustellen.

Wenn Sie also vor der Herausforderung stehen, Ihre Unternehmensprozesse im Kontext der Digitalisierung und der Post-Corona-Ära neu zu gestalten und Sie neugierig auf Praxisbeispiele und Handlungshilfen sind, wie Sie sich bestens auf eine neue Normalität vorbereiten, dann melden Sie sich bei uns! Wir stehen Ihnen gerne zur Seite und freuen uns auf einen regen Austausch mit Ihnen.

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Claudia Ricci

Claudia Ricci ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fraunhofer IAO im Team »Zusammenarbeit und Führung«. Sie begleitet Forschungs- und Industrieprojekte zu Fragestellungen rund um neue, zukunftsfähige Formen der Arbeit und interessiert sich für die Themen der Nachhaltigkeit und deren Verankerung in Arbeitsweisen und Arbeitsabläufen.

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