Klimacheck – Blogreihe zum betrieblichen Klimaschutz

Klimacheck – Blogreihe zum betrieblichen Klimaschutz
Klimaschutz ist ein spannendes sowie komplexes Thema zugleich und stellt Unternehmen und insbesondere KMU vor Herausforderungen, Fragezeichen und nicht zuletzt zukunftsweisende Chancen. Die interdisziplinäre Arbeitsgruppe »Klima-Impact« des Fraunhofer IAO hat die Blogreihe »Klimacheck« gestartet, um Orientierung zum Thema betrieblicher Klimaschutz zu geben und Unternehmen anhand von Handlungsempfehlungen und Praxisbeispielen zu ermutigen, ihren Beitrag für eine klimabewusste Zukunft zu leisten.

Dass der Klimawandel eine existenzielle Bedrohung sein kann, sollte mittlerweile den meisten klar geworden sein. Eine durch den Menschen verursachte übermäßig schnelle Veränderung des Klimas stellt nicht nur die Tier- und Pflanzenwelt vor große Herausforderungen, sondern wird auch der Menschheit gute Lösungen abverlangen. Bevor wir es aber so weit kommen lassen, sollten wir jetzt handeln. Seien es nun Zielsetzungen wie der »Green Deal« oder das »Pariser Klimaschutzabkommen«. Am Ende des Tages ist es entscheidend loszulegen. Aber gerade hier zeigen uns unsere laufenden Projekte zur Bilanzierung von Treibhausgasemissionen: Ohne eine saubere Datenbasis geht gar nichts!

Gerade kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) mag man es noch nachsehen, wenn sie nicht gleich alle Prozesse und Strukturen von rechts auf links krempeln und die vielleicht ohnehin knappen Investitionsmittel in Klimaschutzmaßnahmen stecken. Nicht selten wird zumindest mal ein*e Nachhaltigkeitsmanager*in eingestellt und vor die oft schwierige Aufgabe gestellt, das Unternehmen grüner zu machen. Was zu Beginn vielleicht noch hochmotiviert und enthusiastisch angegangen wird, macht jedoch wohl häufig einer gewissen Ernüchterung Platz. Veränderungen tun uns gut und das gilt auch sicherlich für Unternehmen. Kommt aber der oder die Nachhaltigkeitsmanager*in in eine fremde Abteilung und möchte dort etwas bewirken, bleiben die Jubelschreie wohl eher aus. Es ist keine leichte Aufgabe und dennoch so immens wichtig.

Noch sind die Treiber für Klimaschutzmaßnahmen oft ein besseres Image, eine vorbildliche Philosophie der Geschäftsführung oder der ausgesprochene Wunsch vieler Mitarbeitenden. Richtig ernst wird es jedoch oftmals erst, wenn es ans Geld geht.

Grünes Wirtschaften: Ohne Klimaschutz kein Geld

Schaut man in die Hochschulfinanzierungsvereinbarung von Baden-Württemberg für 2021 – 2025, die am 31. März 2020 beschlossen wurde, so finden sich dort ganz konkrete Forderungen zur Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen. Gefordert wird dort beispielsweise die Reduktion der CO2-Emissionen aller Gebäude um 80% bis 2040 im Vergleich zu 1990, die Einhaltung von CO2-Flottendurchschnittswerten in Anlehnung an die Ziele der Landesregierung und die Kompensation von Flugreisen. Etwas überspitzt gesagt also: Ohne Klimaschutz kein Geld!

So ist es also nicht verwunderlich, wenn Hochschulen nun auf uns zukommen und nach Lösungen suchen, um diese Anforderungen umzusetzen. Die im Projekt »Eco Fleet Services« entwickelte digitale Mobilitätsplattform oder Werkzeuge, wie das »Reifegradmodell zur Bewertung der nachhaltigen betrieblichen Mobilität« bieten dabei eine solide Grundlage.

Der ein oder andere wird sich nun denken, dass die Situation bei Hochschulen, die sicherlich auch eine gewisse Vorbild- und Vorreiterrolle in der Öffentlichkeit annehmen, nicht zu vergleichen ist mit der freien Wirtschaft. Jedoch verdichten sich auch dort bereits die Anzeichen, dass Klimaschutz schon bald zur Bedingung für Gelder beziehungsweise eher Aufträge gemacht wird. Bereits 2019 wurde durch den VW-Konzern bekannt gegeben, dass der VW ID.3 vollständig CO2-neutral hergestellt werden soll. Das ist ohne Frage ein positives Zeichen und eine begrüßenswerte Entwicklung. Um dieses Ziel zu erreichen, sind jedoch auch die entsprechenden Zulieferunternehmen gefragt.

Daimler-CEO Ola Källenius wird indes noch deutlicher über die zukünftige Ausrichtung und sagt auf der IAA 2019 in Frankfurt über die klimaneutrale Produktion von Zulieferunternehmen: »Das wird zu einem Vergabe-Kriterium«. Gerade die Zulieferunternehmen großer Automobilkonzerne, die nicht selten unter großem Kostendruck stehen, müssen jedoch ganz genau abwägen, wann es sinnvoll ist, in ein Thema mit geringem oder ohne direkten finanziellen Benefit wie den Klimaschutz zu investieren.

Daten schaffen die Grundlage für eine klimaneutrale Wirtschaft

Was bedeutet diese Entwicklung nun für Unternehmen, die sich noch nicht klimaneutral aufstellen konnten? Zuerst einmal lässt sich natürlich sagen, dass es desto einfacher ist diese Aufgabe zu bewältigen, je früher man anfängt. Projekte zur Bilanzierung von Treibhausgasemissionen zeigten eins ganz deutlich: Die Grundlage aller Berechnungen sind Daten. Seien es nun Daten über die Dienstreisen von Mitarbeitenden, die Menge und Art des eingekauften Stroms oder auch die angebotenen Gerichte in der Kantine. Ohne verlässliche und gut aufbereitete Daten lassen sich auch kaum saubere Berechnungen durchführen. Je besser also jetzt schon an einer guten Datengrundlage gearbeitet wird, desto einfacher wird auch die Bilanzierung später. Ziel der Klimaneutralität sollte es aber nicht nur sein Treibhausgasemissionen zu kompensieren und ansonsten so weiter zu machen wie zuvor. Auch die Emissionstreiber selbst im Unternehmen sollten identifiziert und Schritt für Schritt emissionsärmer gestaltet werden. Gerade auch dabei hilft es wieder, wenn die richtigen Daten in der richtigen Form und über längere Zeiträume verfügbar sind. So lässt sich dann auch ein Monitoring der CO2-Reduktion etablieren und Erfolge messbar machen – übrigens auch eine Forderung in der Hochschulfinanzierungsvereinbarung Baden-Württembergs.

Abwarten ist also keine Option und kann Sie und uns alle teuer zu stehen kommen. Werden Sie selbst aktiv und geben Sie dem Klimaschutz die angemessene Priorität. Sind Sie kein*e Entscheidungsträger*in, dann sprechen Sie mit Ihren Kolleg*innen und fordern Sie Maßnahmen ein. Folgen, die uns der anthropogene Klimawandel bringen wird, erscheinen zurzeit vielleicht noch etwas abstrakt – wenn Ihr Unternehmen jedoch unvorbereitet klimaneutral werden muss, dann wird es ganz schnell sehr konkret.

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Stefan Schick

Stefan Schick ist Projektleiter am Anwendungszentrum KEIM, dem Kompetenzzentrum für energetische und informationstechnische Mobilitätsschnittstellen. Dort arbeitet er an der Art, wie wir uns zukünftig fortbewegen. Seine Devise: Nicht meckern, lieber machen!

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Kategorien: Future Mobility, Nachhaltigkeit, New Work / Connected Work
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