Wissenschaftsjahr 2013: Die demografische Chance

Ältere Menschen auf Reisen haben häufig andere Bedürfnisse als jüngere. Eine wachsende Zahl älterer Reisender ist sogar auf eine besondere Infrastruktur angewiesen, die eine Reise überhaupt erst möglich macht. Fragen, die schnell auftauchen, sind:
Wer trägt die Koffer? Wie finde ich mich zurecht? Was kann ich unternehmen? Was ist, wenn ich mal Hilfe brauche?
Hier klaffen die Bedürfnisse und die vorhandenen Angebote weit auseinander.

Ältere beeinträchtigte Reisende: die vernachlässigte Zielgruppe

Im Fokus der Reiseveranstalter steht immer noch der fitte, aktive Senior, der als Kundengruppe zunehmend Beachtung findet und für den der Markt erschlossen wird. Kreuzfahrten sind gänzlich auf diese Zielgruppe ausgerichtet und die bei älteren Menschen (insbesondere bei Alleinlebenden) attraktiven Busreisen kann man mittlerweile mit Arztbegleitung buchen.

Für Menschen mit körperlichen und kognitiven Beeinträchtigungen dominieren allerdings fast ausnahmslos Kur- und Rehabilitationsaufenthalte. Für das individuelle Reisen von Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen gibt es nur begrenzt Angebote.

Einzelteile ohne Aufbauanleitung – statt »senior all inclusive«

Es fehlt eine übergeordnete Instanz, die für diese spezifische Kundengruppe ganzheitliche Angebote schafft. In einer Umfrage des Fraunhofer IAO, bei der Unternehmen der Tourismusbranche befragt wurden, gab es beispielsweise keinen Anbieter, der eine vertragliche Kooperation mit einem Pflegedienst, einem Sanitätshaus oder einem Krankenhaus eingeht. Auch wenn die Notwendigkeit und die Chancen erkannt werden, schrecken viele Veranstalter, Verbände und Hotelbetreiber vor dem höheren Organisationsaufwand zurück und haben noch keine Geschäftsmodelle entwickelt. Zudem ist nicht klar, wer die Rolle eines Orchestrators eines solchen Netzwerks übernehmen soll. Reiseveranstalter und Tourismusverbände benennen sich hier gegenseitig, wie unsere Unternehmensbefragung gezeigt hat.

Senioren wünschen sich vor allem Informationen über geeignete Destinationen, über die Möglichkeiten der Anreise, passende Freizeitangebote und Betreuungsmöglichkeiten vor Ort. Für 63 Prozent der befragten Älteren ist eine Unterstützung bei der Planung einer Reise wichtig, immerhin 45 Prozent wünschen sich auch bei der Freizeitplanung eine Unterstützung. Sehr deutlich kam bei der Befragung von Älteren heraus, dass alle Aspekte, die ein Gefühl von Sicherheit vermitteln, besonders wichtig eingeschätzt wurden. Dazu gehört beispielsweise eine nahtlose Mobilitätskette, Änderungsmitteilungen im Reiseablauf (Zugreise) und Informationen über ärztliche Versorgung am Urlaubsort.

Bedarf und Angebote zusammenbringen: Das Forschungsprojekt URAiS

Im Projekt URAiS »Urlaubsreisen im Alter mit individuellen Services« arbeiten wir daran, Reisen nach eigenen Bedürfnissen zu ermöglichen (www.urais.de). Kernstück ist eine Informationsplattform: Hier sollen ältere Menschen ihre Reise unkompliziert planen und individuell zusammenstellen können. Auch auf der Reise versorgt die Plattform sie mit aktuellen Informationen. Ein Ansprechpartner steht jederzeit zur Verfügung. Die benötigten Dienstleistungen werden durch ein Netzwerk an Unternehmen erbracht. Diese erhalten bereits im Vorfeld der Reise Informationen über den Reisenden. Jeder Netzwerkpartner muss seine Dienstleistung vor der Reise garantieren, so dass der Reisende sich darauf berufen kann und sich jederzeit sicher fühlt.

Wir werden hier regelmäßig interessante News und Fortschritte zum Projekt URAiS veröffentlichen. Wenn Sie besonderes Interesse haben, beispielsweise an den Befragungsergebnissen oder Mitwirkungsmöglichkeiten, kontaktieren Sie uns gerne direkt.



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