Erinnern Sie sich an die Leute, die Ende der 80er Jahre mit ziegelsteingroßen Auto-Telefonen in Biergärten saßen, um in lausiger Qualität über das C-Netz zu kommunizieren? Das hat damals mächtig Eindruck gemacht, vor allem, weil die Geräte Unsummen kosteten und für den Normalbürger unerschwinglich waren. Seitdem ist eine Menge passiert. Die Telefone sind nicht nur billiger, sondern auch technisch besser und natürlich kleiner geworden. Die größten Veränderungen aber dürften im Geschäftsmodell liegen. Denn wenn es ums Geschäft geht, stellen sich stets zwei Fragen: Wie verdient man Geld? Und vor allem: Wer verdient das Geld?

Für die mobile Telefonie fällt die Bilanz ungefähr so aus: Die Hersteller der Produkte haben in der jüngeren Vergangenheit tendenziell weniger, die Telefongesellschaften hingegen deutlich mehr verdient. Aber das muss nicht so bleiben. Denn im Zuge des Zusammenwachsens von Internet und Telefonie ist es möglich, dass schon morgen die Anbieter von medialem Content die größten Profite erwirtschaften und die Provider das Nachsehen haben. Das nennt man dann neudeutsch »Business Transformation«.

Von Telefonen lernen

Aber was hat das mit Maschinen zu tun? Nun, auch in langzyklischen Branchen wie dem Maschinen- und Anlagenbau stellt sich im Zuge einer enormen technologischen Entwicklung und einer weitergehenden Flexibilisierung der Produktionsströme immer öfter die Frage, wer mit welchen Leistungen eigentlich wann Geld verdient. Dabei lässt sich eine bemerkenswerte Veränderung der Funktion der Maschine beobachten: Maschinen werden zunehmend als intelligente Plattformen für Mehrwert stiftende Dienstleistungen positioniert, wobei mit solchen Services gutes Geld verdient wird.

Die Mehrheit der Unternehmen erzielt zwar heute schon lukrative Erträge mit Services, jedoch handelt es sich dabei meist um das vergleichsweise wenig innovative Ersatzteilgeschäft. Die Service-Potenziale liegen jedoch in Services, die nah an den Geschäftsprozessen bzw. den Kernkompetenzen des Kunden angesiedelt sind bzw. die in diese Prozesse integriert sind: Produktivitäts-Services, Condition Monitoring und integrierte Service- und Vertriebskonzepte sind Stichworte, die andeuten, in welche Richtung sich der technische Service bewegt.

Maschinen als Plattform für Mehrwert-Services

Es geht um nicht weniger als um die Frage, wer in Zukunft die Kundenschnittstelle besetzt und die Kommunikations- und Informationsflüsse zwischen Kunde und Maschine kontrolliert. Das muss nicht immer der Hersteller sein. Auch Industriedienstleister haben die Zeichen der Zeit erkannt und drängen in den Markt mit hochwertigen, prozessorientierten Services. Selbst Anbieter von Komponenten, Software oder technischen Devices wollen sich über neue Services in der Wertschöpfungsspirale nach oben schrauben.

Aber wie sieht der technische Service der Zukunft aus? Welche Technologien prägen und revolutionieren das Service-Geschäft und welche Organisations- und Geschäftsmodelle dominieren das künftige Service-Geschäft? Antworten auf solche Fragen liefert der Innovationsverbund »Service-Plattform Maschine«, den Fraunhofer IAO ab Mai 2011 startet. Der Verbund vereint führende Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette des Maschinen- und Anlagenbaus, die gemeinsam an Visionen und Lösungen für den technischen Service der Zukunft arbeiten. Sind Sie neugierig geworden? Dann werfen Sie einen Blick auf unsere Projektbroschüre oder schreiben Sie mich an.

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Bernd Bienzeisler

Grenzstellen-Wissenschaftler am Fraunhofer IAO. Findet hier optimale Bedingungen, um seinen Interessen zwischen technologischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen nachzugehen. Bevorzugt privat die Fortbewegung auf Zweirädern.

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